Frage an Heidi Kosche von Martin S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Kosche,
welches Konzept verfolgen Sie bzw. Ihre Partei zur Finanzierung der Berliner Hochschulen:
1. Befürworten Sie die Einführung von Studiengebühren?
2. Wenn ja, welche Voraussetzungen müssen ihrer Meinung nach geschaffen werden, um die Einführung von Studiengebühren sozial gerecht zu gestalten?
3. Wenn nein, welche Alternativen zur Finanzierung der Hochschulen sehen Sie, um langfristig die Qualität in Lehre und Forschung zu erhalten bzw. zu verbessern?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Strähle
Sehr geehrter Herr Strähle,
Vielen Dank für ihre Frage.
Um ihre auf ihre erste Frage einzugehen:
Die Hochschulen spielen in der Demokratie eine wichtige Rolle. Sie sind der Ort, an dem kreativ und interdisziplinär geforscht und gelehrt und ohne einseitige Verwertungsorientierung nachgedacht wird. Deswegen sind Studiengebühren eine der größten Zugangshürden zur Hochschule. Sie sind sozial ungerecht und haben eine abschreckende Wirkung auf diejenigen, die nicht aus bildungsnahen oder ökonomisch abgesicherten Verhältnissen kommen. Außerdem sorgen Studiengebühren keineswegs für die Verkürzung von Studienzeiten. Stattdessen fördern Gebühren eine Orientierung auf schnell individuell wirtschaftlich verwertbare Abschlüsse. Das widerspricht dem grünen Leitbild von Wissenschaft. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass Bildungsentscheidungen entsprechend persönlicher Kompetenzen und Interessen getroffen werden können. Deshalb sind sie gegen die Einführung von Studiengebühren in Berlin, auch als nachgelagerte Gebühren oder Studienkontenmodelle.
Ganz persönlich hätte ich auch Interesse daran, daß die Hochschulen mehr in die Ausbildung und stetige Weiterqualifizierung von Lehrkräften eingebunden werden. So könnten Lehrkräfte z.B. nach 5-7 Jahren in der Schule für 1 Jahr in der Schulforschung mitarbeiten, um danach aktuell qualifiziert in der Schule Unterricht auf diesem Niveau zu erteilen.
Aus diesem Gründen entfällt die zweite Frage.
zu 3.
Die Finanzierung von Hochschulen, allgemeinbildenden Schulen sowie Kitas, in denen auch gelernt wird, hängen eng zusammen und sind nicht als als jeweiliger Einzelkreislauf sinnvoll zu rechtfertigen. Dabei ist für mich Erstausbildung, Weiterbildung und Bildung allgemein ein hohes Gut, dass sich unsere Gesellschaft nach maximalen Kräften leisten sollte. Für das Land Berlin würde als erster Schritt schon viel gewonnen sein, wenn die Einnahmeseite des Berliner Haushaltes rechtschaffen gestaltet wäre. Z.B. indem nicht wegen des kurzfristigen Geldes Verträge abgeschlossen werden würden, die zu Lasten der Einnahmeseite gehen, wie der Teilprivatisierungsvertrag der Berliner Wasserbetriebe. Wenn es geliänge, diese Politik zu unterbinden, wäre auch wieder Geld vorhanden, um Hochschulen, allgemeinbildende Schulen und Kitas ausreichend zu finanzieren.
Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne jederzeit an mich wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Heidi Kosche