Frage an Hansjörg Müller von Maria M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Ihre Antwort auf meine letzte Frage beschäftigt mich zutiefst. Sie schreiben, dass Sie es als Heuchelei empfinden, bei einer Rede der Holocoustüberlebenden zu klatschen. Ehrlich gesagt, verstehe ich Ihre Logik nicht. Haben Sie der Frau schon vorher privat Ihr Mitgefühl ausgesprochen? Was sollte an einer öffentlichen Solidaritätsbekundung durch einen Politiker, der Verantwortung für die Verbrechen unserer Eltern und Grosseltern an Ihr und Ihrem ( sicherlich dadurch traumatisierten Lebens) falsch srin und als Heuchelei erscheinen? Es ist nur Zeugnis von Respekt.. Meine Eltern waren Kriegskinder und nicht im KZ. Aber sie sind selbst dadurch bis heute traumatisiert: meine Mutter liest bis heute als Achtzigjährige ausschliesslich Kriegbiographien ( obwohl nicht im KZ und Deutsche), weil sie ihre schreckliche Kindheit , durch das Kriegstreiben und den Judenhass der Deutschen ausgelöst, verarbeiten muss...- wie muss es dieser KZ-Überlebenden gehen?! Ist es nicht das Mindeste für uns Nachgeborene (ich bin zwei Jahre älter als Sie) öffentlich unsere Verbundenheit und unseren Respekt zu bezeugen, zumal wir dies NICHT erleben mussten? Mir erscheint Ihre Antwort zynisch und geheuchelt. Ist es als Politiker nicht verantwortungslos, diese Schuld unserer Vorfahren durch respektvolles Klatschen öffentlich anzuerkennen, um dieser Frau ein wenig ihre Lebenstraumatisierung zu nehmen??
Sehr geehrte Frau M.,
ich habe Ihnen und anderen bereits erschöpfend geantwortet. Ich werde mich niemals dafür entschuldigen, entsprechend meines Gewissens aufrichtig zu handeln.
Dipl. Volkswirt Hansjörg Müller, MdB