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Hans-Ulrich Sckerl
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Rosa P. •

Frage an Hans-Ulrich Sckerl von Rosa P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Sckerl,

wie im Badischen Tagblatt vom 16.04.18 – Blick ins Land- unter „Volljährig bis zum Beweis des Gegenteils“ zu lesen war, als es um die 17 in Mannheim bislang überprüften „Jugendlichen“ aus den Maghreb-Staaten ging sollen Sie gesagt haben:
Zitat:
„Dabei litten viele Flüchtlinge sehr unter der Trennung von ihren Familien. Wenn die Mama da wäre, ich sage es ganz deutlich, würde einiges im Alltagsleben ganz anders aussehen als bisher“.

Meine Frage:
-Haben Sie das so gesagt?
-Wollen Sie damit sagen, dass die Pflegefamilien oder die zuständigen Jugendämter nicht genug Sorge tragen?
-Was sagen Sie über die Mütter, die ihre vermeintlich minderjährigen Kinder in eine derart ungewisse Zukunft schicken/jagen ohne sie mit ausreichend Unterhalt zu versorgen und selbst weiterhin „zu Hause“ verbleiben?
-Warum sperren Sie sich so vehement gegen eine korrekte Altersbestimmung, und laden unseren Jugendämtern derartige Verantwortung auf?
Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Antwort
und verbleibe mit den besten Grüßen
Rosa Palmenteri

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau P.,

ich kenne aus eigener Ansicht und persönlichem Engagement die Situation zahlreicher unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sehr gut. Diese leiden enorm unter der Trennung von ihren Familien. Hinzu kommt die ständige Angst um das Leben der Eltern, die z.T. in Kriegsgebieten leben. Eine Rückkehr in Kriegsgebiete wie Syrien ist für die Minderjährigen völlig ausgeschlossen. Aus diesen Gründen ist ein Familiennachzug für diese Kinder und Jugendlichen eine humanitäre Notwendigkeit. Das hat mit dem Engagement von Pflegefamilien nichts zu tun und schmälert dieses auch nicht. Eltern sind nun mal nicht zu ersetzen. Ich wollte mal die Diskussion in unserem Land erleben, wenn deutsche Kinder auf Dauer von ihren Eltern getrennt leben müssten. Der Schutz der Familie ist nun mal nicht teilbar! Viele Kinder und Jugendliche haben ihre Familien übrigens auf der Flucht verloren. Bitte setzen Sie sich einmal mit den Realitäten auseinander.
Im Übrigen sperre ich mich keineswegs gegen eine verbindlich Altersfeststellung von minderjährigen Flüchtlingen, im Gegenteil. Die übergroße Mehrheit der über 7.000 Minderjährigen in Baden-Württemberg lebt hier völlig friedlich, geht zur Schule oder macht eine Ausbildung. Bei ihnen gibt es auch keine Problem mit der Altersangabe. Probleme gibt es mit kleinen Minderheiten, die leider viel zu sehr die öffentliche Diskussion beherrschen. Für die Altersfeststellung oder deren Überprüfung gibt es bei straffällig Gewordenen bereits jetzt hinreichend Möglichkeiten für die Polizei und Justiz. Es gibt daher keinen Grund, den Jugendämtern die Aufgabe zu entziehen, die sie für die übergroße Mehrheit der unbegleiteten Flüchtlinge sehr gut erfüllen.

Mit freundlichen Grüßen, Uli Sckerl