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Hans-Josef Fell
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Frage von Bernd N. •

Frage an Hans-Josef Fell von Bernd N. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Fell,

leider kann ich nirgends Antwort auf die Frage finden, wer denn die Kontrakte auf den Ölmärkten verkauft? Man liest überall, dass die neuen Preise für ein Barrel bei 150 € liegen. Nirgendwo steht aber genau wer denn die Anbieter sind. Sind es die Ölförderstaaten oder sind es die Ölförderfirmen? Haben die Ölförderfirmen keine Mengen für sich und ihre Tochterfirmen reserviert? Und müssen diese Töchterfirmen dann auch jeweils die Marktpreise zahlen? Oder ist es nicht so, dass nur die Restmengen, die nicht den Töchterfirmen verkauft wurden, auf den Spotmärkten zu diesen hohen Preisen verkauft werden. Oder Restmengen die die Töchterfirmen nicht mehr brauchen? Leider wird hier von allen Seiten über die Hintergründe dieses "Marktes" zu viel verschwiegen.

MfG
Bernd Neumann-Henneberg

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Neumann-Henneberg,

Es gibt viele verschiedene Ölpreise. Natürlich kann jeder, der Öl besitzt, dieses Öl zu dem Preis weiterverkaufen, den sein Vertragspartner zu zahlen gewillt ist.
Nun ist aber Öl nicht gleich Öl, sondern je nach Region hat es eine unterschiedliche Konsistenz und damit unterschiedlichen Heizwert und unterschiedlichen monetären Wert.

Um Preisveränderungen zu verfolgen, muss man sich immer auf den Preis für dieselbe Sorte Öl festlegen. Andere Ölsorten verändern ihre Preise (mit geringen Abweichungen) im selben Verhältnis.
Natürlich sind bestehende Verträge bindend, sodass dann erst bei Ablauf des Vertrages ein neuer Ölpreis ausgehandelt werden muss.

Typische Ölsorten und Preise sind etwa
- die Sorte Brent
- WTI (West Texas Intermediate)
- NYmex (das an der New Yorker Börse gehandelte Rohöl)
- OPEC basket Preis (Das ist der Durchschnittspreis der von den OPEC-Staaten verkauften Ölsorten)
diese bestehen seit 15 Juni 2005 aus 11 Ölsorten (aus Algerien, Indonesien, Iran, Irak, Kuwait, Libyen, Nigeria, Katar, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Venezuela) zusammen, wobei diese 11 Sorten keine Durchschnittspreise des in diesen Staaten geförderten Öls sind, sondern ganz spezifische Sorten vom "Saharan Blend", "Iran Heavy" bis zum "Arabian Light"

Um die Änderungen des Rohölpreises zu verfolgen, muss man also die Preisänderungen einer Sorte verfolgen:
In der Regel ist das in Europa der Preis für Brent Rohöl (auch wenn dieser fast kein Öl aus dem Ölfeld Brent mehr enthält), in den USA vor allem der Nymex Preis oder der WTI Preis. In den letzten Jahren haben sich die Preise für qualitativ hochwertiges Öl der Sorten WTI, Nymex und Brent weitgehend angeglichen. Der OPEC-Mischpreis liegt deutlich darunter, da hier auch minderwertige Schwerölanteile berücksichtigt sind.

Zur Frage, ob denn die Ölfirmen ihren Tochtergesellschaften das Öl zu einem Sonderpreis überlassen, müssen Sie natürlich die Vertragspartner selbst befragen. Aber Sie sollten dabei bedenken, dass alle westliche Ölfirmen zusammen nur etwa 15 Prozent Anteil an der weltweiten Ölförderung besitzen.

Viele Grüße

Hans-Josef Fell MdB