Frage an Hans-Josef Fell von Andre G. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Fell,
um auch persönlich einen kleinen Beitrag zur Energiewende zu leisten, haben wir uns bei unseren Neubau für eine moderne Wärmepumpe entschieden.
Da diese Art der Wärmepumpe elektrisch betrieben wird und da durch die hohe Speicherkapazität die Möglichkeit besteht, einen Großteil der Energiebedarfs in die Nachtstunden zu verlagern, gibt es prinzipiell hierfür von den Energieversorgern einen speziellen Wärmestromtarif mit getrennter Haupt- und Nebenzeiten und einer Steuerung zum Vermeiden der Spitzenlastzeiten.
Um aber einen weiteren Beitrag zur Energiewende und der Förderung von erneuerbaren Energien zu setzen, aber auch um zu einem der örtlichen und serviceorientierteren Stadtwerke (unser Grundversorger ist die EON Bayern) zu wechseln, habe ich in den vergangenen Wochen leider vergeblich versucht, einen alternative Anbieter zu finden, der uns mit Wärmepumpenstrom beliefert.
Diese negative Erfahrung passt aber leider in keiner Weise zu einem liberalisierten und durch die Energiewende im Umbruch befindlichen Strommarkt.
Auf Nachfragen bei den verschiedenen Stadtwerke habe ich meist immer die gleiche Antwort bekommen. Sie könnten uns zwar problemlos mit Haushaltsstrom beliefern, jedoch keine Lieferung von Wärmestrom außerhalb ihres Grundversorgergebietes aufgrund der Netzregulierung anbieten.
Mit erstaunen widerspricht sich dieses Feedback mit den Kernaufgabengebiete der Bundesnetzargentur (BNetzA): „... Da es für ein Netzgebiet immer nur einen Netzbetreiber gibt, könnte dieser seine Monopolstellung ausnutzen, um ausgewählte Netznutzer zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Daher müssen die Regulierungsbehörden sicherstellen, dass Zugang und Nutzung des Energieversorgungsnetzes für alle Netznutzer fair gestaltet ist.“
Könnten Sie mir Ihre Meinung und die Ihrer Fraktion mitteilen, wie eine Stärkung der Position der privaten Haushalte mit energieeffizienten Wärmepumpen gegenüber den Netzbetreibern erfolgen kann.
Beste Grüße,
Andre Giere
Sehr geehrter Herr Giere,
in der Tat sind die günstigen Nachtstromtarife für Wärmepumpen und für Elektroheizungen in der Zeit eingeführt worden, als für den nächtlichen Überschuss an der Stromerzeugung aus Atomkraftwerken neue Kunden gesucht und angelockt wurden. Die Atomstromkonzerne haben deshalb diese Kundegruppe mit hohem Strombedarf bevorzugt, wodurch die normalen Haushaltskunden dann einen höheren Strompreis für ihren Strombezug zahlen mussten. In großen Konzernen konnte das leicht ausgeglichen werden.
Inzwischen hat sich dies aber vor allem mit dem Ausbau der Photovoltaik umgekehrt. Durch den hohen Solarstromanteil, der billiger den Strom erzeugt als die vor wenigen Jahren noch notwendigen Spitzenlastkraftwerke, ergibt sich für die Stromerzeuger keinen ökonomischen Anreiz mehr, Nachtstrom billiger zu verkaufen. Viele Konzerne sind aber langfristig an diese Verträge gebunden. Für neue wechselwillige Kunden wird dies daher faktisch nicht mehr angeboten. Ökostromhändler haben dieses Atomstromdumping aber nie mitgemacht und von allen Kunden gleiche Strompreise verlangt.
Da aber hocheffiziente Wärmepumpenheizungen in der Tat umweltfreundlicher als Ölheizungen sind, empfehlen wir den Kunden, ihren Strompreis vor allem mit einer Ölrechnung zu vergleichen. Meist kommen sie bei den heutigen hohen Ölrechnungen dann billiger weg. Insofern glauben wir, dass es immer noch einen Anreiz gibt, auf Wärmepumpen umzusteigen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Josef Fell