Frage an Hans-Josef Fell von Andreas L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Fell,
ich schreibe Ihnen, da ich Sie als einen der kompetentesten deutschen Umwelt- und Energiepolitiker ansehe. Gestern fiel mir in einem Artikel des Magazin Fokus (Link: http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/wissenschafts-dossiers/tid-21228/strommarkt-wie-die-konzerne-optimieren_aid_596835.html ) auf Seite 4, dass die Energiekonzerne aus Profitgründen die Spannung im Deutschen Stromnetz statt auf den festgelegten 230 Volt mit ca. 240 Volt betreiben. Diese erhöhte Spannung führt laut im Artikel zitierten Experten des BdE in Deutschland zu einem Strommehrverbrauch von insgesamt 8%. Zwar sei diese Praxis legal, da Abweichungen bis zu 10% von den 230 Volt erlaubt seien, zugleich verringert sich jedoch bei bestimmten Geräten die Nutzungsdauer. Als am Gravierendsten sehe ich jedoch den absichtlich durch die Energiekonzerne verursachten Strommehrverbrauch an, der ausschließlich dem Profitinteresse der Konzerne dient. 8% des deutschen Stromverbrauchs von ca. 600TWh entsprechen etwa 48 TWh jährlich, die für nichts und wieder nichts zu viel erzeugt werden, das entspricht ca. 5 großen Atomkraftwerken im Dauerbetrieb bzw. mehr als der gesamten jährlichen Stromerzeugung aus Windenergie.
Meiner Meinung nach ist das ein Skandal besonderer Güte, der auch öffentlich wie medial kommuniziert werden muss. Überall wird versucht, den Stromverbrauch zu reduzieren, die Energieeffizienz zu erhöhen sowie die Erneuerbaren Energien auszubauen, während die Energiekonzerne diese Praktiken mutwillig torpedieren, damit sie einerseits mehr Strom verkaufen können, und diesen obendrein durch die höhere Nachfrage zu einem höheren Preis.
Gibt es Pläne der Regierung bzw. der Grünen, diese Praxis gesetzlich einzudämmen bzw. ganz zu verhindern? Immerhin ließen sich so sehr leicht extrem hohe Effizienzgewinne sowie auch daraus resultierende volkswirtschaftliche Vorteile erzielen. Von dem Nutzen für die Umwelt ganz zu schweigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Lieb
Sehr geehrter Herr Lieb,
vielen Dank für den Hinweis. Die Information stammte ursprünglich vom Bund der Energieverbraucher:
http://www.energieverbraucher.de/de/site/News__27/NewsDetail__11449/
Die Spannungsqualität ist in der Euronorm EN 50160 festgelegt. EN 50160 verweist auf die Norm IEC 60038, die von der Internationalen Elektrotechnischen Kommission festgelegt wird.
Europäische Normungsarbeit beginnt mit einem Normungsvorschlag, der von einem Mitglied der europäischen Normungsorganisationen CEN, CENELEC, ETSI wie z. B. dem DIN, von der Europäischen Kommission oder von europäischen oder internationalen Organisationen eingebracht werden darf. Das heißt bei einer Euronorm könnte die Europäische Kommission einen Normungsvorschlag einreichen oder einen Veränderungsvorschlag einbringen. Diese Normen werden Normen dann mit breiter Mehrheit beschlossen und in das Normungswerk aufgenommen. Daher habe ich Ihren Hinweis an meine Kollegen im Europäischen Parlament weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Josef Fell