Frage an Hans-Josef Fell von Gabrielle S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Fell,
einst lebendige und reiche Meeresökosysteme sehen sich heute den zerstörerischen Effekten der Überfischung ausgesetzt. Mehrere Fischarten sind heute schon ökologisch ausgestorben, das heißt am Rand ihrer biologisch notwendigen Bestandgröße. Für viele Meeresforscher gilt die Überfischung heute als das dringlichste Problem in den Ozeanen. Denn mit der Überfischung der Fischbestände gerät das gesamte Ökosystem in Mitleidenschaft und wird insgesamt anfälliger für Verschmutzung und menschliche Einflüsse. Die Anzeichen für überfischte Bestände sind vielfältig. Viele Großfische sind im Meer nicht mehr zu finden, die Größe der gefangenen Fische nimmt stetig ab. Laut der Meeresschutzorganisation Deepwave werden heute zu viele Fische vor der Geschlechtsreife gefangen ( http://www.deepwave.org/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=27&Itemid=243&lang=de ). Durch die Überfischung verringern sich auch die Bestände an Meeresvögeln und Meeressäugern, denen die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Nachhaltige Befischung sieht anders aus.
Was kann und will ein deutscher Umweltpolitiker wie Sie tun, um diese Entwicklung zu bekämpfen?
Mit freundlichen Grüßen
Gabrielle Senger
Sehr geehrte Frau Senger,
vielen Dank für Ihre Anfrage, mit der Sie bei uns Bündnisgrünen offene Türen einrennen. Denn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich bereits seit Jahren beharrlich für eine nachhaltige Fischereipolitik und für eine bestandserhaltende Fischerei ein.
Allerdings muss man wissen, dass über die Fischereipolitik bisher fast ausschließlich die EU-Kommission, der Fischerereiministerrat und zum Teil von den Bundesländern entscheiden wird. Eigene Entscheidungshoheiten hat der Bundestag in der Fischereipolitik nicht. Insofern besteht unsere Rolle als Bundestagsfraktion vor allem darin, Forderungen an die EU-Kommission, an den Fischereiministerrat und an die darin vertretene deutsche Agrarministerin zu formulieren.
In der Sache treten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dafür ein, die EU-Fischereipolitik endlich gründlich zu reformieren. Wir Bündnisgrüne wollen die für 2012 erwartete Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik nutzen, um die gesamte Fischereipolitik einer Neubewertung zu unterziehen. Um die Fischbestände innerhalb der EU-Gewässer zu sichern und eine nachhaltige Bewirtschaftung zu gewährleisten, fordern wir GRÜNE die schrittweise Umsetzung eines Rückwurfverbots für Beifänge. Dies würde einen ökonomischen Anreiz schaffen, Beifänge zu vermeiden. Außerdem wollen wir die Größe der Fangflotten den Fangmöglichkeiten anpassen. Die Festlegung der Fangobergrenzen muss allein auf Grundlage wissenschaftlich-ökologischer Kriterien erfolgen. Insgesamt müssen die meisten Fangquoten über längere Zeit deutlich gesenkt werden, um einen Kollaps der Meere zu verhindern. Parallel dazu wollen wir ein nachhaltiges Fischereimanagement aufbauen, in dem ein Teil der Fangrechte versteigert wird und die Fischerinnen und Fischer Eigenverantwortung für die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände übernehmen. Zerstörerische Fischereipraktiken, wie die Grundschleppnetzfischerei, sind zu unterbinden.
Wir wollen die Einbindung des Europäischen Parlaments sowohl bei der Festlegung der Gesamtfangmengen wie auch der Ausgestaltung der EU-Fischereifonds. Immerhin ist es uns 2007 und 2008 im Rahmen der von uns GRÜNEN verantworteten Berichte im Europäischen Parlament gelungen, das ganze Parlament für ein scharfes Vorgehen gegen das unverantwortliche Rückwerfen des Beifangs zu mobilisieren. Zudem haben wir das Entstehen der Regeln im Kampf gegen das illegale, unregulierte und ungemeldete Fischen aktiv unterstützt und werden uns dafür einsetzen, dass sie national auch umgesetzt werden.
Freundliche Grüße
Hans-Josef Fell MdB