Frage an Hans-Josef Bracht von Ellen I. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Bracht,
gemäß Parteiprogramm der CDU soll die Fördernde Grundschule eingeführt werden.
Könnte man dieses Konzept auch als ein Ersatz der Schulkindergärten ansehen? Da die Schulfähigkeit nicht mehr Voraussetzung der Einschulung ist, wird die erforderliche Zahl von 10 Kindern für einen Schulkindergarten oft nicht mehr erreicht und der Schulkindergarten aufgelöst. Hierdurch werden viele Kinder eingeschult, ohne "schulreif" zu sein.
Gibt es konkrete Erkenntnisse oder Beschwerden (außerhalb von PISA) von Eltern, Lehrern, Interessenverbänden,.... dass die Grundschüler bei Einschulung noch nicht schulfähig sind, im laufenden Unterricht nicht entsprechend gefördert werden können und aus diesem Grund die ersten beiden Schuljahre in 3 Jahren durchlaufen sollten?
Mit freundlichen Grüßen
Ellen Ihmig
Sehr geehrte Frau Ihmig,
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Vor allem zwei Gründe sind wichtig als Begründung zur Einführung der "Fördernden Grundschule" ab dem 5. Lebensjahr:
1) Alle Experten sagen uns, dass wir in Deutschland unsere Kinder zu spät beschulen (im Durchschnitt Einschulung mit 6,9 Jahren). In diesem Alter sei schon eine Menge an Prägungschancen vertan, die später nicht mehr nachgeholt werden können.
2) Zu viele Kinder kommen vom Kindergarten in die Grundschule, ohne ausreichend "schulreif", insbesondere sprachfähig zu sein. Dies führt dazu, dass die Grund- schule in mit bis zu 30 Schülern pro Klasse sich erst einmal um diese schwachen Schüler kümmern muss und die besseren Schüler nicht ausreichend gefördert werden können, was zusammen mit anderen Umständen zu den in Rheinland-Pfalz im Verhältnis zu anderen immer schlechteren PISA-Ergebnissen führt.
Deshalb sagen wir:
1. frühere Einschulung mit 5 Jahren
2. die bisher ersten beiden Grundschuljahre finden in der sog. "Fördernden Grundschule" statt, die je nach Leistungsstärke der Schüler in ein bis drei Jahren durchlaufen werden kann.
3. In der "Fördernden Grundschule" soll eine erheblich individuellere Betreuung und Beschulung erfolgen als das in der bisherigen Grundschule möglich war. Deshalb sollen in der Fördernden Grundschule max. 20 Kinder in der Klasse sein und je Klasse 1,75 Kräfte (Lehrer und Erzieher) zur Verfügung stehen. In der derzeitigen Grundschule steht lediglich eine Kraft bereit.
Sehr geehrte Frau Ihmig,
Wir sind überzeugt, dass die "Fördernde Grundschule" die absolut richtige Antwort ist auf die bestehenden Probleme. Es ist auch alles andere als ein Sparprogramm, wie manche behaupten. Die Fördernde Grundschule wird sicher den nicht überall zur Verfügung stehenden Schulkindergarten ablösen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Josef Bracht, MdL