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Frage von Maria H. •

Frage an Hans-Georg Rieger von Maria H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Rieger,
schön das man Ihnen jetzt hier auch öffentlich eine Frage stellen kann. Die anderen Kandidaten habe ich schon gefragt und so stelle ich Ihnen die gleiche Frage:
Wie stehen Sie zum Thema Massentierhaltung in der heutigen Landwirtschaft? Sollte der Staat nicht Grenzen festlegen, wieviele Tiere maximal in einem Stall gehalten werden dürfen? Welche Tierzahlen würden Sie bei Schweinen, Rindern und Geflügel als Höchstgrenzen festlegen?

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Sehr geehrte Frau Herbst,

ich bin grundsätzlich gegen jegliche Form von Massentierhaltung auch in unserer heutigen Landwirtschaft.

Daher unterstütze ich auch die Bürgerinitiative in Gumtow (Plan: Hähnchenmastanlage für 400.000 Tiere), bei Kyritz.

Es stellen sich natürlich die Fragen:

1.) Was ist Massentierhaltung überhaupt, ab wann, unter welchen Bedingungen usw., und

2.) Warum ignoriere hierbei ich die Vorteile- auch die gibt es - dieser Haltungsart?

3.) Sollte der Staat Grenzen festlegen ?

zu 1.):

Kennzeichen jeder Massentierhaltung ist meines Erachtens vor allem: die nicht artgerechte Haltung von Nutztieren gleicher Art, und dies grundsätzlich in großen Beständen und auf begrenztem Raum. Nicht artgerechte Intensivhaltung also, um es auf einen kurzen Nenner zu bringen.

Dabei ist es bei allen diesen Mastformen so, daß die Tiere gewaltsam und ganz entgegen ihrer natürlichen Bewegungs- und sozialen Bedürfnisse in Umgebung und Haltung der größt- und schnellstmöglichen Gewinnerzielung dienen sollen. Persönliche Zuwendung(en) für die einzelnen Tiere sind dabei ohnehin nicht vorgesehen.

Natürlich gibt es EU-Verordnungen bzw. Stellungnahmen, in Deutschland greifen weitere Gesetze, z.B. eine sog. Umweltverträglichkeitsprüfung für Betriebs ab z.B. 85.000 Masthähnchen usw, die Nachteile von Haltungen im obigen Sinne, auch eine Definition "Massentierhaltung" lassen sich dadurch aber nur unzureichend lösen.

zu 2.):

Die Vorteile der Massentierhaltung liegen auf der Hand: Gewinnmaximierung für den betreffenden Großbetrieb, gut auch für die Steuereinnahmen der öffentlichen Hand/Region, es wird der eine oder andere Arbeitsplatz geschaffen (andererseits sollen durch die intensiv-Haltung aber auch Arbeitskräfte eingespart werden !), und man muß ehrlich sagen: die Steigerung der Produktionsmengen sinken die Kosten für d. Erzeuger, und: Es sinken wohl auch die kosten für die Verbraucher. Übertrieben formuliert: Teilen der Bevölkerung wird so der regelmäßige Fleisch-,Milch und Hühnerkonsum erst ermöglicht (?).

Der Preis erscheint mir aber in vielerlei Hinsicht viel zu hoch:

a) das beginnt schon mal mit dem Tierschutz, und damit der Menschlichkeit: Gefühllosigkeit gegenüber den unbestreitbar großen Qualen von Säuge- und Wirbeltieren (bei Fischen streitet die Wissenschaft noch, ob diese so etwas wie Schmerz/Qual empfinden können) in den Jahren der Haltung greift unser zumindest ethisches Selbstverständnis als zivilisierte Gesellschaft an ! Schweine z.B. sind sehr intelligent und haben nach neueren Erkenntnissen sogar so etwas wie ein Ich-Bewußtsein.

Neben diesem großen Problem (Moral und Ethik, Tierschutz), das ich allein aus diesem Grunde mit der Massentierhaltung haben, gibt es aber wesentliche weitere Gründe, die gegen eine Haltung im o.g.Sinne sprechen,
und zwar sowohl
- in wirtschaftlicher,
- in lebensmittelrechtlicher und
- in ökologischer

Hinsicht habe.

Ich möchte diese Probleme nur kurz darstellen:

Bewegungsmangel der Tiere( kleine Räume…,) usw. führen zur Schwächung des Immunsystems. Deshalb werden verschiedene Arzneimittel verabreicht, Bsp.: Antibiotika, welche das Infekt.-risiko senken sollen. Tatsächlich werden in der Praxis (wie auch beim Düngen…) zu pauschal und zu viele solcher mittel verabreicht. aber auch ohne diesen Missstand gilt: Tiere sterben früher (wiederum unökonomisch), sie sondern Streßhormone ab, und wo landen all diese Mittel und Stoffe: Beim Endverbraucher, in dessen Nahrung, mit den vielfältigen gesundheitlichen Folgen.

(Zu bedenken hier: Mensch kann, wie im Altertum auch, bei ausreichender, ausgewogener und gesunder Ernährung und Lebensweise gut und geistig fit 90 und 100 Jahre werden, gerade in unserer Zeit, aber: Viele Krankheiten u. Allergien entstehen durch d. regelmäßigen Verzehr schadstoffüberlasteter Nahrung).

an dieser Stelle sollte zudem auch auf die Gefahr von Tierepidemien, wie aus den letzten Jahren bekannt, hingewiesen werden: Hauptsächlich Massen(tier)Haltungen waren betroffen !

Dann: Der hohe Einsatz von hochgiftigen, nur begrenzt zugelassenen (wird dies immer und ausreichend kontrolliert ich meine nein, es fehlen ja auch hier Kontrolleure) oder auch nicht mehr zugelassenen oder zu Unrecht (noch) zugelassenen Herbi- und Pestiziden, erstere verharmlosend als "Pflanzenschutzmittel" bezeichnet, werden bei intensiven Tierhaltungen in hoher Menge benötigt. diese sind, wie die Tierarzneimittel usw auch im Kreislauf der Natur, "lagern" nicht nur im Endverbraucher.

Die Herstellung von Stickstoffdünger usw. ist zudem energieintensiv, es wird viel schädliches CO 2 produziert.

Indirekt führt intensiv-tierhaltung zur Abholzung v. Wäldern, und zwar nicht nur wegen Anbaus von Futtermitteln für den hungrigen "Westen", sondern auch z.B. wg. Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur dort !

Dann: Z.B. Gülle u.a. wird großflächig ausgebracht, Stichwort: Nitrat ! Dieses wiederum kann sich i Körper des Menschen in das schädliche (weil krebserregende) Nitrit umwandeln.

zu 3.):

Bei jeglichem staatlichen Eingriff haben wir immer auch noch zu beachten, daß wir die sog. Bürokratie begrenzen wollen, sonst schaffen wir noch mehr Verwaltung, haben weitere Personal- und Sachkosten.

Höchstgrenzen könnten dennoch sinnvoll sein, in welcher höhe der Tierzahlen, muß aber immer von der konkreten Haltung abhängen.

Ich bin auch für eine unbürokratische und gleichzeitig indirekte Lösung (vielleicht über Kosten oder Gebühren) zu haben:
Die nur beispielhaft angezeigten Nachteile, die die Massentierhaltung selbst hervorbringt und verursacht, soll sie auch selbst beseitigen und nicht den Verbrauchern, der Natur der Umwelt oder dem Staat aufbürden.

Also z.B. das Gegenteil dessen machen, was unsere Politik gerade im Rahmen des EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) macht: Die Regierung hat hier sog. energieintensive Großbetriebe im Inland - natürlich auch, um diese im internationalen Wettbewerb zu begünstigen - von der EEg-Umlage für erneuerbare Energien entlastet. Folge: Der kleine Endverbraucher zahlt entsprechend mehr. Zu den Betrieben gehören z.B. auch Hähnchenmastanlagen, Golfplätze, schlichtweg ein Skandal !

Solche Vergünstigungen betr. Abgaben und Steuern sollten für oben genannte Großbetriebe herabgesetzt werden, eigentlich langfristig ganz abgeschafft, weiterer Vorteil hierbei: Abbau der Bürokratie !

An anderer Stelle könnten z.B. Tierkörperbeseitigungskosten) heraufgesetzt werden usw., höhere Geldstrafen bei nachgewiesener Überschreitung von Antibiotika-einsatz usw. wären auch zielführend.

Vielleicht sollten wir dieses wichtige Thema weiter und später auch in größerem Rahmen erörtern ?

Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch telefonisch (033931/39131) zur Verfügung,

bedanke mich nochmals für Ihr Interesse, und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Georg Rieger