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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Niels S. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Niels S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

was sagen Sie zur zunehmenden Gentrifizierung der innerstädtischen Stadtteile von Berlin?
Durch hohe Mieten und den Zuzug von höheren Einkommenschichten werden die alten Sozialstrukturen zerstört.
Junge Menschen, das Arbeitermilieu, die alternative Szene etc. werden zur Flucht vor zu hohen Mieten gezwungen.
Nach Berlin-Mitte, jetzt Prenzlauer Berg und die Tendenzen in Friedrichshain sind für viele Menschen besorgniserregend.

Nicht nur diese Stadtteile werden/wurden ihrer Identität beraubt, sondern auch in Berlin wird dadurch ein Stück heimische Kultur (Die vor allem für junge Menschen/Touristen anziehend ist) zerstört.
Auch in Wedding, sowie Gesundbrunnen kaufen mittlerweile viele Spekulanten die Häuser auf.

In Berlin ist jeder darauf angewiesen, dass man am ÖNV gut angeschlossen ist.
Der Tagesspiegel stellte bereits fest, dass wir, vor allem in den Innenstadt-Bezirken, Münchener Verhältnisse haben.

Ich finde es nicht fair, dass aus Profitgründen viele Menschen aus ihren Bezirken vertrieben werden und zunehmend immer mehr in die Außenbezirke ziehen müssen.

Was kann die Politik und ich als Bürger gegen diese Entwicklungen tun?

Gegen die Entwicklungen die Berlin seiner Identität beraubt, der Identität, die Berlin weltberühmt und beliebt gemacht hat.

Wie kann man die Entwicklung in Richtung Münchener Verhältnisse stoppen?
Wie kann man wieder erreichen, dass die Menschen, egal welches Einkommen, sich wieder Wohnungen (nicht Wohnungen ohne Dusche etc.) in gut erschlossenen Gegenden leisten können.

Für mich gehört das zu einer gewissen Lebensqualität, zur sozialen Gerechtigkeit, aber auch zu einem zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort, wenn die Mieten bezahlbar bleiben.

MfG

Niels Schröter

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schröter.

Ihre Besorgnis teile ich. Deshalb ist es notwendig, daß sich auch die Politiker in Berlin Gedanken machen, wie der von Ihnen geschilderten Entwicklung gegengesteuert werden kann.
Ich bin kein Fachpolitiker für diesen Bereich. Aber, wenn ich es richtig sehe, hat bisher niemand ein Konzept, wie die Entwicklung zeitnah gestoppt werden könnte - jedenfalls nicht im Einklang mit der geltenden Rechts- und Wirtschaftsordnung.
Das heißt nicht, daß nicht alle Möglichkeiten des Verwaltungshandelns genutzt werden sollten, um die Entwicklung zu verlangsamen und ihr gegenzuwirken.
In Betracht käme die Förderung sozialen Bauens, eine entsprechende Stadtplanung und das Ausschöpfen der gesetzlichen Möglichkeiten für die Beschränkung von Mieterhöhungen.
Und dann darf spekulativer Leerstand nicht geduldet werden.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele