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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Torsten F. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Torsten F. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sie - die gewalttätigen Menschen - haben sich selbst und ihr Ziel diskreditiert:

Lieber Christian Ströbele,

die heutige Räumung der Liebig 14 hat die Gewaltbereitschaft/GEWALT von vor allem jungen Menschen gegen Polizisten und die sinnlose Zerstörung fremden Eigentums mit sich gebracht.

Ich selbst habe bisher große Symphatie für alternative Lebensformen in unserer Stadt gehabt, doch ist diese durch das eben beschriebene Verhalten nicht mehr gegeben.

Warum,
frage ich mich, hast du - als eine Vorbildfigur der Bündnisgrünen - mit keiner Silbe dies heute erwähnt, warum bist du mit keinem Wort auf das eskalierende Verhalten der Liebig14-Symphatisanten eingegangen???

Deine in den Medien veröffentlichten Worte sind eher Symphatiebekundungen für die gewaltbereiten jungen Menschen - und so werden sie von denen auch verstanden.

Du als Rechtsanwalt solltest - deeskalierend (!) - auf auf sie einwirken:
Sie, die ein GUTES Ziel mit den falschen Mitteln (der Gewalt gegen MENSCHEN und Dinge) wollen.

"KEINE GEWALT!" (DAS Motto von 1989 - schon vergessen?)
... Es ist HOCHAKTUELL!
...............................................................................................

Grüße aus der Revaler Straße von

Torsten Friesecke

Berlin-Friedrichshain am Abend des 2.2.2011

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Torsten Friesecke.

Wie kommst Du nur darauf, dass ich nicht deeskalieren wollte?
Genau deshalb bin ich doch am frühen Morgen des 2. Februars nach Friedrichshain geradelt und habe sechs Stunden in beißender Kälte am Grundstück Liebigstraße 14 ausgeharrt - um deeskalierend zu wirken.
Dass es friedlich bleiben soll und ich darauf hinwirken will, habe ich in mehren Radiointerviews morgens, mittags und im Anschluss an die Räumung auch öffentlich immer wieder gesagt.

Vor Ort wurde ich angesprochen, auch von besorgten Eltern von BewohnerInnen, die froh waren, dass ich gekommen war.

Gewaltsame Auseinandersetzungen am Haus fanden in dieser Zeit nicht statt. Was im Haus passierte, konnte ich nicht feststellen, weil einer der Inhaber der Eigentümergesellschaft der Polizei gegenüber darauf bestand, dass ich sein Grundstück nicht betrete. Bei früheren Räumungen solcher Häuser war das anders. Im Haus konnte ich versuchen, beruhigend zu wirken.

Auseinandersetzungen außerhalb des von der Polizei abgeriegelten Gebiets habe ich nicht gesehen, weil ich vor dem Haus beim Abführen der Bewohnerinnen und Bewohner dabei sein wollte. Das hat sich stundenlang hingezogen. Nachdem ich später von gewaltsamen Auseinandersetzungen gehört habe, habe ich mich auch geärgert und sie als schlimm und schädlich für das Anliegen der Geräumten bezeichnet. Zufrieden?

Wenn es irgendwo brenzlich wird in meiner Stadt oder gar im Wahlkreis, muss ich doch hin. Aber ich mache auch gar keinen Hehl daraus, dass ich große Sympathie für alternative Lebensweisen in unserer Stadt hatte und immer noch habe. Ich freue mich noch heute, wenn ich an wunderschönen, selbstrenovierten Häusern vorbeikomme, die in den Achtziger Jahren besetzt waren und erinnere mich. Deshalb habe ich mich seit Jahren für den Erhalt des Lebens- und Kulturprojektes Liebigstraße 14 eingesetzt und engagiert. Dieses war immer wieder von Räumung bedroht. Ich habe das Projekt besucht, mit einem Gesellschafter der Eigentümergesellschaft schriftlich und telefonisch korrespondiert und im letzten Herbst mit anderen Abgeordneten und dem Bezirksbürgermeister an mehreren Runden Tischen in der benachbarten Kirche auf Einladung des Geistlichen teilgenommen, um Alternativen zur Räumung zu finden. Alle Bemühungen blieben erfolglos, weil der Hauptgesellschafter der Eigentümerin zu keinem Gespräch bereit war. Leider.

So wird die Liebigstraße 14 wohl nicht als Beispiel für selbstbestimmte, alternative Lebensformen der Neunziger Jahre überleben. Leider.

Mit freundlichem Gruß in die Revaler Straße

Ströbele