Frage an Hanns-Dieter Schlierf von Marcus E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Schlierf,
mich interessiert wie Sie als Arzt zu Energiesparlampen stehen. Immer wieder hört man, dass das Quecksilber ein großes Problem ist, falls die Lampe kaputt geht und auf den Boden fällt. Sind die doch relativ geringen Mengen an Quecksilber wirklich eine Gefahr für Kinder oder Haustiere die damit in Kontakt kommen? Wie sieht es mit der Strahlenbelastung aus?
Mit freundlichen Grüßen
Marcus Eschborn
Sehr geehrter Herr Eschborn!
Vielen Dank für Ihre Frage in Abgeordnetenwatch!
Da ich in diesem Bereich nicht Fachmann bin, habe ich meinen Kreisverbandskollegen und Stadtrat Wolfgang Buttner befragt, der mir folgende Stellungnahme abgab (Er ist Spezialist für Lichttechnik):
Lieber Dieter,
darüber habe ich erst vorgestern in München an der IHK referiert.
Energiesparlampen sind Quecksilber-Dampf-Niederdrucklampen und enthalten je nach Größe zwischen 1 und 3 mg Quecksilber. Früher waren ausschließlich Quecksilber-Lampen im Handel. Derzeit sind die guten Lampen mit höherem Preis aber fast alle bereits sog. Amalgam-Lampen. Dies bedeutet, dass das gasförmige Quecksilber erst frei wird wenn die Lampe vorgeheizt wird. Falls eine solche Lampe zerbricht, so sollten Sie keinesfalls einen Staubsauger verwenden, denn damit beheizen Sie das Amalgam und verteilen das Quecksilber dampfförmig in der Atemluft des Raumes. Nehmen Sie eine Kehrschaufel und sammeln Sie alles mit einem feinen Besen oder Pinsel ein. Verschließen Sie die Reste in einem Schraubglas und bringen Sie alles zur Entsorgung. Diese ist kostenlos bei den üblichen Problemstoffannahmestellen. Selbst wenn wir in Deutschland absichtlich alle Energiesparlampen zerbrechen würden und in die Mülltonne werfen, so wäre in der Ökobilanz die Sparlampe immer noch besser als die weitere Verwendung von Glühlampen. Dies liegt daran, dass alle Kohlekraftwerke weltweit Quecksilber emittieren. Es gibt keine bezahlbare Filtertechnik die dies ganz vermeiden könnte. Daher sind die Emissionen aus den Kohlekraftwerken in der Ökobilanz mit zu berücksichtigen.
Wenn Sie mehr als einmal im Monat Meeres-Fisch essen, so haben Sie damit bereits eine höhere Quecksilber-Menge inkorporiert als wenn Sie einmal im Jahr versehentlich eine Energiesparlampe zerbrechen und einen Teil der Dämpfe einatmen. Sollten Kinder unabsichtlich Teile davon über den Magen-Darm-Trakt zu sich nehmen, so wäre Hg übrigens harmlos, denn in metallischer Form wird Quecksilber nicht verstoffwechselt sondern normal ausgeschieden. Nur Dämpfe sind toxisch. (Anm.: Dies ist Bestandteil jeden Gymnasialunterrichts im Fach Chemie.)
Eine Strahlenbelastung gibt es im technisch-physikalischen Sinne gar nicht. Es handelt sich um elektromagnetische Wechselfelder die mit Strahlen im Sinne von ionisierender Strahlung oder energetischer Strahlung wie bei der Mikrowelle oder bei Handys nichts gemein haben.
Bereits das Stromversorgungsnetz im Haushalt ist eine Quelle für elektromagnetische Wechselfelder mit Feldstärken in einer Größenordnung von mehr als 100 [V/m]. Wer dies nicht haben will, der muss seine Leitungen abschirmen und sich nachts über einen Netzfreischalter Abhilfe verschaffen.
Auch Glühlampen sind umgeben von eben diesen Feldern! Die elektrische Komponente des Feldes könnte man noch abschirmen. Nicht abschirmen lässt sich die magnetische Komponente. Dies bedeutet, dass Sie bei sogenannten Halogenniedervoltlampen (HNV) - die also mit 12 V statt mit 230 V arbeiten - auch einer 20mal höheren Feldstärke ausgesetzt sind.
Die Energiesparlampen nehmen deutlich niedrigere Ströme (um den Faktor 4 - 5) auf als Glühlampen mit Netzspannung. Daher habe Sie dort auch niedrigere magnetische Feldstärken. Richtig ist, dass Energiesparlampen Oberwellen erzeugen im höheren Frequenzbereich der Ton-Frequenzen bis in den Ultraschallbereich. Ihre HiFi-Anlage produziert diese Magnetfelder nicht nur in den Lautsprecherleitungen. Jeder Lichtschalter erzeugt beim Schalten Netzoberwellen und last not least haben Sie die mit Abstand stärkste Belastung im Raum und im Netz, wenn Sie Glühlampen oder HNV-Lampen oder gar den beliebten 500 Watt Halogendeckenfluter dimmen mit einem üblichen Phasen-an- oder - abschnittsdimmer. Hier geht das Frequenzspektrum nicht nur weit über den Tonfrequenzbereich hinaus, sondern kann sogar Funk und Fernsehen stören. Hier wird also bereits Energie abgestrahlt. (Bei defekten Sparlampen könnte dies allerdings auch passieren.) Wenn Sie auch dies ganz und gar vermeiden möchten so gibt es im Handel auch Sparlampen mit sinusförmiger Stromaufnahme ohne Netzrückwirkung.
Thema Blauanteil (gehört auch zur Strahlenbelastung):
Das menschliche Auge hat sich im Laufe der Evolution an das blaue Licht der Sonne gewöhnt. Deren Farbtemperatur kann im Hochgebirge weit mehr als 10.000 K betragen. 100 Jahre Glühlampe (also ein sog. Temperaturstrahler mit nur 2700 K) haben vermutlich keinen genetischen Erfahrungsabdruck im menschlichen Erbgut hinterlassen. Das menschliche Auge hat Rezeptoren für Hell-Dunkel-Sehen und 3 Empfänger für das Farbsehen. Seit Goethes Farbenlehre wissen wir, dass man aus 3 Grundfarben alle anderen Farben darstellen kann durch additive Farbmischung. Diese Tatsache nützt man beim Farbfernsehen und bei jeder anderen Art um Mischfarben darzustellen.
Vergleichbar arbeiten auch die Leuchtstoffe einer Kompaktleuchtstofflampe.
Technisch bedingt emittieren sowohl Energiesparlampen als auch Glühlampen (hier vor allem die HNV-Lampen) auch UV-Anteile. Bei zu hoher Strahlendosis-Leistung aufgrund von zu geringem Abstand zur Lampe kann es in beiden Fällen zur Hautrötung kommen.
Hier wäre dem Thema nur hinzuzufügen, dass der Blauanteil bei Glühlampen nicht im entferntesten an Sonnenlicht heranreicht. Wer Sonnenspektrum haben möchte, der benötigt sog. Vollspektrum-Lampen und die gibt es nicht als Glühlampe sondern nur in der Bauart von Leuchtstofflampen.
weitere Infos beim UBA : http://www.umweltbundesamt.de/energie/licht/hgf.htm
lg W.
Dem ist von meiner Person nichts weiter hinzuzufügen. Ich hoffe, dass ich Ihre Frage damit erschöpfend beantwortet habe.
Mit freundlichen Grüßen
Hanns-Dieter Schlierf