Wie möchten Sie die Privatwirtschaft dazu anregen billiger und mehr zu bauen? Wären Senkung von Steuerlast und Bürokratieaufwand (o.ä.) für Sie realistische Ergänzungen zur Mietpreisbremse?
Sehr geehrte Frau Steinmüller,
vielen Dank für Ihr Engagement für billigeres Wohnen. Ich halte die Mietpreisbremse und Ihre rechtlichen Maßnahmen zur Wohnpolitik für kurzfristig richtig, allerdings verstehe ich bisher nicht, wie diese Maßnahmen zu einer Linderung der Nachfrage nach günstigeren Wohnungen führen soll.
Ihre Pläne zu Subventionen und Steuererleichterungen habe ich wahrgenommen, allerdings Frage ich mich hierbei:
Setzen diese Pläne nicht den bereits bestehenden, meinem begrenzten Wissen nach, hochkomplexen Regularien und Incentivierungen eine weitere Schicht an Komplexität auf?
Was sind Ihre Pläne, um den oft bemängelten Verwaltungsaufwand und die Komplexität beim Bauen von Wohnungen zu verringern, um es privaten Anbietern oder auch sozialen Genossenschaften einfacher zu machen?
Halten sie es für realistisch, dass niedrige Mieten mit dem richtigen rechtlichen Rahmen so marktwirtschaftlich und sozial zustande kommen können?
Viele Grüße,
Richard M.
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Lieber Herr M.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Sie haben vollkommen Recht, dass wir dort, wo Menschen hinziehen möchten, auch neue Wohnungen brauchen. Das gilt aktuell für fast alle großen und kleinen Städte in Deutschland. Denn deren Attraktivität ist ungebrochen – auch weil es dort natürlich die meisten Jobs gibt.
Der Wohnungsbau ist leider in den letzten Jahren wahnsinnig teuer geworden. Einen Teil dieser hohen Kosten können wir versuchen, wieder zu senken:
- Beispielsweise gibt es in vielen Ländern immer noch die Stellplatzpflicht, obwohl gerade in Großstädten immer weniger Menschen ein eigenes Auto haben. Aber Parkplätze sind teuer – das IW Köln hat berechnet, dass der Verzicht auf eine Tiefgarage mit Preisabschlägen von etwa 4 bis 9 Prozent verbunden ist.
- Auch die Baunebenkosten sind stark angestiegen. Wir Grüne fordern schon lange, dass die Länder die Grunderwerbssteuer wieder senken, damit das Bauen günstiger wird.
- Oftmals sind es auch übertriebene Industrienormen, die das Bauen teurer machen. Darum haben wir uns auch für den Gebäudetyp-E eingesetzt, von dem wir uns kostengünstigeren Wohnungsbau erhoffen.
Wo wir die Kosten nicht senken können, da braucht es aus unserer Sicht aber eine staatliche Förderung für preisgebundenen Wohnungsbau. Denn keine Wohnungen zu bauen, oder zu teure Wohnungen zu bauen, ist keine Lösung - es gibt schließlich ein Menschenrecht auf Wohnen.
Für uns ist hier der Wiener Wohnungsbau ein Vorbild. Dort wurde lange Zeit in den Bau von bezahlbaren Wohnungen investiert. Damit wurden dort besonders Genossenschaften und gemeinnützige Bauträger beim Wohnungsbau unterstützt. Mit der Neuen Wohngemeinnützigkeit schlagen wir langfristig ein ähnliches Modell für Deutschland vor. Wenn Österreich das schafft, warum nicht auch wir in Deutschland?
Herzliche Grüße
Hanna Steinmüller