Frage an Hakki Keskin von Yücel Y. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Herr Keskin,
gerne würde ich Ihre Meinung zu dem Thema Zeitarbeit (ich meine nicht den Zeitvertrag) und der damit verbunden moderner Ausplünderung der Arbeiternehmer/innen seitens der Arbeitergeber hören. Vor allen würde ich gerne wissen, in wie weit Sie gegen diese Sache schon in einer Initiative tätig waren?
Die früher einmal aus sinnvollen und notwendigen Gründen eingeführte Sache um Spitzenauslastung der Betriebe vorrübergehend mit Arbeitskraft zu decken, wird nicht nur mittlerweile, sondern seit Jahren von Unternehmen gravierend missbraucht. Das System ist zu einer Art moderner Sklaverei / Tagelöhner ausgewuchert.
Es gibt genug namhafte Firmen, die Ihre Stammbelegschaft schleichend gegen Zeitarbeiter auszutauschen.
Auch ist zu erwähnen das diese Mitarbeiter für die gleiche Arbeit im Gegensatz zu der Stammbelegschaft auch wenn sie die identische Arbeit machen, einen weit aus geringeren Lohn erhalten.
Diese Sache ist Menschen unwürdig. Diese Sache ist inakzeptabel. Dies ist nur Neid schürend. Die Aussage der Frau Merkel sozial ist nur was Arbeit schafft, ist hier keineswegs berechtigt.
Hier ist die Politik gefragt, daher meine Frage an Sie erneut: Was können Sie in dieser Sache sagen.
Mit freundlichen Grüßen
Yücel Yildirim
Sehr geehrter Herr Yildirim,
vielen Dank für Ihre Nachricht, die ein mir persönlich wichtiges Thema aufgreift.
Sie haben Recht, die Zeitarbeit hat ihren früheren Zweck längst verloren und dient immer stärker als Instrument zur Ausplünderung und Verunsicherung der Arbeitnehmerschaft, dies ist insbesondere zur gängigen Unternehmenspraxis in Großkonzernen geworden und wird selbst dann praktiziert, wenn satte Profite erzielt werden. Absichtliche Einkommenssenkungen sind damit augenscheinlich zum Bestandteil der Gewinnkalkulierung geworden, die allerdings nicht nur den betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern samt Familien schaden, sondern der Volkswirtschaft insgesamt, weil der Binnennachfrage die Kaufkraft entzogen wird.
Sie können sicher sein, dass sich die Linksfraktion entschieden gegen diese verhängnisvolle Entwicklung wendet und nicht nur verbal, sondern auch mit zahlreichen parlamentarischen Initiativen darauf reagiert. Politische Kernforderungen der Linksfraktion lauten: Einführung eines existenzsichernden Mindestlohns, stärkere Besteuerung und Tarifbindung von Großunternehmen, Zurückdrängung und Abschaffung prekärer Beschäftigungsverhältnisse insbesondere im Bereich der Leih- und Zeitarbeit, Stärkung der betrieblichen Mitbestimmung von Arbeitnehmern und Unterstützung der Gewerkschaften u.a.m.
Diesbezügliche Initiativen werden aufgrund der fachlich notwendigen Arbeitsteilung in der Bundestagsfraktion federführend vom zuständigen Arbeitskreis Wirtschaft/Arbeit/Finanzen erarbeitet, dem ich persönlich nicht angehöre. Ich habe allerdings vollstes Vertrauen in die Fachkompetenz meiner Fraktionskolleg(inn)en, unter denen sich auch zahlreiche Praktiker aus Gewerkschaften und Betriebsräten befinden.
Parlamentarische Initiativen der Linksfraktion finden Sie unter folgendem Link: http://www.linksfraktion.de/initiativen.php
Wenn Sie sich ein wenig Zeit nehmen und zielgerichtet surfen, werden Sie garantiert etliche Initiativen der Linksfraktion zur Humanisierung der Arbeitswelt finden.
Mit freundlichen Grüssen
Ihr Hakki Keskin