Hakan Demir
Hakan Demir
SPD
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Frage von Manuel O. •

Wie stehen Sie zu einem allgm. Pflichtjahr aller junger Erwachsenen (18bis20J, m. und w.)?

Sehr geehrter Herr Demir,

Sie lehnen eine Wiederaufnahme der allgm. Wehrpflicht ab. Wie stehen Sie zu einem allgm. Pflichtjahr aller junger Erwachsenen (18bis20J, m. und w.) Einsatz im Bereich Militär, Soziales oder Ökologie? Wenn man dies jungen Menschen abverlangt, können junge Menschen im Gegenzug kostenlos studieren bzw. erhalten unabhängig der Branche in der sie eine Ausbildung machen, ein Ausbildungsvergütung von z.B. 1.000€.

Danke für die Beantwortung.

Hakan Demir
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr O.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Ich finde es wichtig, das gesellschaftliche Engagement zu steigern. Dennoch lehne ich ein allgemeines Pflichtjahr für alle jungen Erwachsenen ab. Wir dürfen junge Menschen nicht durch Verpflichtungen zu einem gesellschaftlichen Engagement zwingen, sondern sollten vielmehr die Freiwilligendienste und deren Rahmenbedingungen stärken.

Die Vielfalt der bereits bestehenden Freiwilligendienste, sowohl in gesellschaftlichen Diensten als auch in sozialen Einrichtungen oder Umweltprojekten, bietet bereits zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren. Allerdings gibt es derzeit vielerorts mehr Interessentinnen und Interessenten als Plätze. Wir wollen daher die Finanzierung der Freiwilligendienste auf Grundlage einer Bund-Länder-Vereinbarung weiterentwickeln. Das „Taschengeld“ wollen wir so ausgestalten, dass auch Jugendliche aus einkommensärmeren Haushalten sich für einen Freiwilligendienst entscheiden können und diese Dienste als einzelne Leistungen für Ausbildung oder Studium anerkannt werden.   

Darüber hinaus müssen wir junge Menschen aktiv in die Debatte einbeziehen und nicht ausschließlich über sie sprechen, sondern mit ihnen. Statt eines Pflichtjahres könnte auch eine Reform der Lehrpläne in Schulen in Betracht kommen, da es grundsätzlich wünschenswert wäre, allen jungen Menschen Erfahrungen im Sozialen zukommen zu lassen (beispielsweise durch mehr Praktika).

Die Umsetzung des allgemeinen Pflichtjahres wäre auch gar nicht so einfach: Es gibt verfassungsrechtliche Bedenken und auch die nötige Infrastruktur dafür gibt es derzeit nicht. Diese müsste mit viel Geld erstmal aufgebaut werden.

Aufgrund des aktuellen Personalmangels der Bundeswehr stehe ich einer Lösung nach dem schwedischen Modell allerdings offen gegenüber. Nach diesem Modell müssen alle Personen eines Geburtsjahrganges einen Fragebogen zu Motivation, Fähigkeit und Interesse ausfüllen. Auf dieser Grundlage werden anschließend Personen zur Musterung geladen, wo sie insbesondere körperlich untersucht werden. In der Regel werden daraufhin nur Männer und Frauen eingezogen, die auch Interesse geäußert hatten. 

Mit freundlichen Grüßen

Hakan Demir

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