Warum haben sie für die Impfplicht ab 60 gestimmt?
Sehr geehrter Herr Q.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Ich habe im Bundestag den von mehreren Abgeordneten der Koalition zusammengesetzten Gesetzentwurf für eine Impfpflicht ab 50 Jahren unterstützt.
Dieser Gesetzentwurf war ein Kompromiss. In seiner ursprünglichen Form trug er Sorge dafür, dass sich alle Erwachsenen impfen lassen und sich damit solidarisch zeigen. Denn Freiheit für alle geht nur mit Solidarität von allen.
Die Wirkung einer Impfpflicht entfaltet sich perspektivisch für den kommenden Herbst und Winter. Derzeit sehen wir schon, dass es trotz der warmen Temperaturen eine Sommerwelle gibt und die Zahlen der Infizierten steigen.
Wir haben auch gesehen, dass geimpfte Personen sich mit Corona infizieren können. Corona-Impfungen schützen nicht immer vor einer Infektion. Sie lindern diese aber und es gibt deutlich weniger tödliche Krankheitsverläufe. Deswegen müssen sich mehr Menschen impfen lassen, besonders vulnerable Gruppen wie ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Immer noch sind mehrere Millionen Menschen nicht geimpft, die es sein könnten. Und dies, obwohl wir seit über einem Jahr über hochwirksame und sichere Impfstoffe verfügen.
Noch im letzten Winter haben wir gesehen, dass in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen das Personal auf den Corona-Stationen am Limit und darüber hinaus arbeitete, es Versorgungsengpässe gab und Patient:innen verlegt werden mussten. Das ist untragbar.
Bei einer Impfpflicht ist davon auszugehen, dass diese furchtbaren Szenen sich nicht wiederholen und wir das Gesundheitssystem so schützen können. Der Gesetzentwurf wurde aber leider nicht angenommen. Das aktuelle Infektionsschutzgesetz ist bis zum 23. September gültig. Im Angesicht steigender Fallzahlen müssen wir uns darauf vorbereiten, für den Herbst und Winter weitere Schutzmaßnahmen zu beschließen, Impfungen und Booster-Impfungen weiter zu bewerben und so Impflücken zu schließen.
Mit freundlichen Grüßen
Hakan Demir