Frage an Gunther Krichbaum von Rupert S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Krichbaum,
ich wende mich an Sie in Ihrer Funktion als Vorsitzender des Europa-Ausschusses des Bundestages.
Vor etwas mehr als einem halben Jahr hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Lissabon-Urteil eine Stärkung des Parlaments in Fragen der Europäischen Integration durchgesetzt und in gewisser Weise auch erneut die effektive Wahrnehmung dieser Mitwirkungsbefugnisse angemahnt.
Vor diesem Hintergrund verfolge ich die Öffentlichkeitsarbeit "Ihres" Europa-Ausschusses mit einer gewissen Verwunderung. Wenn ich den Internet-Aufritt betrachte, ist der Ausschuss offenbar in der vergangenen Wahlperiode stecken geblieben. Seit August 2009 sind weder Tagesordnungen veröffentlicht noch sonstige Aktivitäten erkennbar. Das Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages, der ja gerade die Rolle der nationalen Parlamente stärken soll, scheint spurlos vorüber gezogen zu sein. Ich möchte keinesfalls unterstellen, dass der Ausschuss untätig ist. Aber warum ist über die Aktivitäten nichts zu hören und zu sehen?
Transparenz und Öffentlichkeit wären mehr denn je gefordert, um dem Bürger das Gefühl zu geben, dass die Volksvertretung ihre Verantwortung (endlich) in vollem Umfang wahrnimmt.
Ein Blick über die Grenzen zu unseren Europäischen Nachbarn zeigt, dass es besser geht.
Ich möchte einen Besuch der einschlägigen Internet-Seiten des österreichischen Nationalrats oder des britischen House of Lords empfehlen. Wäre das nicht ein Vorbild für den Bundestag?
Mit freundlichen Grüßen, R. Schaefer
Sehr geehrter Herr Schaefer,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an der Arbeit des Europaausschusses des Bundestages.
Unter dem Link http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/a21/index.jsp
finden Sie sowohl die aktuelle Mitgliederliste des Ausschusses, als auch die aktuellen Tagesordnungen und auf der rechten Seite Kurzmeldungen vom Inhalt der letzten Ausschusssitzungen. Sie müssen beim Lesen des Internetangebots des Deutschen Bundestages darauf achten, die Seiten der 17. Wahlperiode zu betrachten. Ansonsten finden Sie in der Tat nur alte Aktivitäten.
Darüber hinaus haben Sie natürlich Recht: Gerade der EU-Ausschuss muss nach dem Lissabon-Urteil und der Verabschiedung der neuen deutschen Begleitgesetze noch stärker in die Öffentlichkeit wirken. So tagt der Ausschuss beispielsweise seit 2010 generell öffentlich, was bereits zu vielen Presseveröffentlichungen über die Beratungen geführt hat. Auch das Internetangebot wird momentan überprüft.
Mit freundlichen Grüßen
Gunther Krichbaum