Frage an Günther Felbinger von Marco G. bezüglich Bildung und Erziehung
Herr Felbinger,
die letzten Entwicklungen in Sachen Bildung und Schulwesen sind nun doch sehr erschreckend meiner Ansicht nach. An vielen Stellen mangelt es an absoluter Planungssicherheit. Welche Maßnahmen wären Ihrer Meinung nach notwendig, um das bayerische Schulsystem wieder auf stabilere Pfade zu führen? Halten Sie es außerdem für sinnvoll den Ausbau der Ganztagsschulen weiter zu forcieren?
Mit freundlichen Grüßen
Marco Gößmann-Schmitt
Sehr geehrter Herr Gößmann-Schmitt,
Um gleich die letzte Ihrer beiden Fragen zu beantworten: Den weiteren Ausbau der Ganztagsschulen halte ich durchaus für sinnvoll. Da ich selbst Lehrer bin, sehe ich durchaus die Notwendigkeit den Schülern und Kindern in der heutigen Zeit mehr Lenkung und Anleitung zu schenken. Diese bekommen viele Kinder und Jugendliche heutzutage seitens des Elternhauses leider nicht mehr, weswegen die Zunahme an Schülern mit Teilleistungsstörungen enorm sind.
Vor allem im Bereich der Hauptschule wird der Weg verstärkt in diese Richtung führen müssen. Mit dem Ausbau zu Ganztagsschulen kann dem entgegen gewirkt werden, wenn die entsprechende pädagogische Betreuung durch Personal gewährleistet und abgedeckt ist. Dies ist aber bisher seitens der Landesregierung ja nur über vielversprechende Konzepte (z.B. Hauptschulinitiative Bayern) angekündigt, aber leider nur sporadisch umgesetzt worden. Deshalb werden wir dieser Richtung - wie bei vielen anderen Themen - die CSU-Landesregierung immer wieder daran erinnern müssen und die Finger in die Wund elegen müssen.
Dennoch gibt es immer mehr Hauptschulen, die die Ganztagsschule beginnen. Ihre ansonst sehr komplex gehaltene Frage hinsichtlich der Maßnahmen, die nötig sind, um das bayerische Schulsystem wieder auf stabilere Pfade zu führen und mehr Planungssicherheit zu haben, ist nicht im Handumdrehen zu beantworten. Denn die Fehlentscheidungen der CSU-Landesregierung der vergangenen Jahre mit Abschaffung der Teilhauptschulen, Einführung der R6 und des G8 haften schwer. Die Folge die Hauptschule dürrt aus, die Realschulen platzen bei zu wenig Lehrkräften aus allen Nähten und das G8 setzt die Schüler wegen der enorm gestiegenen Lernstoffe und -inhalte unter Druck.
Das G8-Konzept muss erheblich überarbeitet werden und vor allen Dingen mit Leben erfüllt werden. Hierzu bedarf es finanzieller Anstrengungen der Landesregierung, um das pädagogische Personal für die sinnvolle Ausgestaltung des Lehrplanes über den ganzen Tag zu gewährleisten. Die Realschule benötigt weitere Lehrkäfte, damit der Andrang bewältigt werden kann, die Schülerzahlen pro Klassen müssen nach unten gedrückt werden. Und im Hauptschulbereich benötigen wir eine deutliche Reform, sodass zum einen kleine Schulstandorte gehalten werden können und größere Standorte ihr Angebot erweitern können hin zu mehr praxisorientierten Lehrinhalten und einer regionalen Schulentwicklung, d.h., dass Vertreter der Kommune, der Schule, der Elternschaft und der Wirtschaft die Möglichkeiten vor Ort einschätzen und mitbestimmen. Dies würde bedeuten, dass die Verantwortlichkeiten mehr dezentralisiert werden müssten und Schulen am Bedarf und der Situation vor Ort entwickelt würden. Auch sehe ich eine längere gemeinsame Grundschulzeit als unabdingbar, da das bisherige dreigliedrige Schulsystemn zu schnell die Entscheidung verlangt, wohin bzw. auf welchen Schultyp gesetzt wird. Es ist einfach zu undurchlässig, vor allem auf dem Weg von oben nach unten. Also es gibt im Bereich Bildung sehr viel zu tun und es braucht eine deutliche Richtungsänderung über die sich eigentlich alle Oppositionsparteien im klaren sind, nur eben die CSU nicht. Ich hoffe, in der Kürze einen Eindruck meiner Vorstellungen vermittelt zu haben. Gerne können wir im einzelnen nochmals Fragen aufarbeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Günther Felbinger