Frage an Günther Felbinger von Stefan M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Felbinger,
ich schreibe Ihnen bzgl. der Entscheidung des Kultusministeriums, die Bekanntgabe der Abiturergebnisse vom 19. Juni auf den 2. Juni 2017 vorzuziehen und in Ihrer Funktion als Bildungspolitiker.
Ich möchte gerne Ihre ausführliche Meinung zur Terminverschiebung erfragen.
Meiner Meinung nach ist es keine gute Entscheidung im Allgemeinen und vor allem keine gute Entscheidung für die Schülerinnen und Schüler. Die Konsequenzen, die sich aus der Terminverlegung ergeben, wurden meiner Ansicht nach nicht hinreichend abgewogen und ausdiskutiert und ziehen einen Rattenschwanz an negativen Konsequenzen für die Schule nach sich. Das ausführende Personal (= bayerische Lehrerinnen und Lehrer) wurde wie bei so vielen Entscheidungen des Kultusministeriums wieder einmal nicht ausreichend einbezogen, angehört oder berücksichtigt.
Es geht mir nicht um ein plumpes "Lehrer gegen Schüler" oder ein beleidigtes "Oh je, jetzt werde ich als Lehrer gezwungen, einen Gang hochzuschalten und schneller zu korrigieren...*schwitz*"...es geht mir um die grundsätzliche Haltung und unser Bildungssystem in Bayern an sich.
Ich wäre sehr an Ihrer Meinung interessiert. Meiner Ansicht nach wird die Bildung und das Gymnasium immer weiter entwertet und das Abitur an sich inflationiert. Solche Entscheidungen wie die Terminverlegung befördern das sehr und schaden letzten Endes der Bildung und der zukünftigen Generation.
Eine ausführliche Darstellung meiner Argumente gegen die Terminverlegung sprengt den vorgegebenen Rahmen hier. In Kürze:
- übermäßige Belastung der Lehrerinnen und Lehrer
- Verletzung der Fürsorgepflicht des Dienstherren ggüb. seiner Beamten
- Verstoß gegen § 25, Absatz 1, Satz 2 GSO
- nachhaltige Zerstörung des gymnasialen Anspruchs
- überproportionale Bevorteilung ohnehin schwacher Schülerinnen und Schüler
- schleichende Verwandlung zur Gesamtschule
Für eine ausführliche Stellungnahme wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Mandl
Sehr geehrter Herr Mandl,
vielen Dank für Ihre Anfrage zu dem Termin der Bekanntgabe der
Abiturergebnisse 2017. Grundsätzlich sollen die schriftlichen
Abiturprüfungen sowie die Kolloquiumsprüfungen vor dem Pfingstferien
abgeschlossen sein, die mündlichen Zusatzprüfungen finden üblicherweise
nach den Pfingstferien statt. In den letzten Jahren war es so, dass die
Ergebnisse am Freitag bekannt gegeben wurden und am darauf folgenden
Montag die Nachprüfungen stattfanden. Nach dieser Regelung wäre heuer den
Abiturientinnen und Abiturienten ihre Ergebnisse am Montag bekannt gegeben
worden und ab Mittwoch hätten die Nachprüfungen stattgefunden. Hier hätte
den Abiturienten eine Prüfungsvorbereitungszeit von ca. 24 Stunden bzw.
des ganzen Wochenendes bei einer zweiten oder dritten Nachprüfung am
Montag, den 26.06.2017, zugestanden.
Aufgrund der Petition der Schülerinnen und Schüler wurde seitens des
Kultusministeriums entschieden, dass die Prüfungsnoten im Abitur nun am
Freitag, den 2. Juni, und somit noch vor den Pfingstferien verkündet
werden sollen. Damit wurde den Abiturienten mehr Vorbereitungszeit zur
Verfügung gestellt. Diese Entscheidung hat meines Erachtens eine
Kehrseite, denn dadurch müssen die korrigierenden Lehrkräfte in kürzerer
Zeit die fordernden und wichtigen Abituraufgaben bewerten. Oftmals sogar
in einer kürzeren Zeitspanne als die nach § 25, Absatz 1, Satz 2 GSO
übliche dreiwöchige Frist für Schulaufgaben. Aufgrund dieser kurzen Zeit
kann es meines Erachtens nach nicht zu einer transparenten und gerechten
Korrektur kommen, was letztlich auch den Prüflingen nicht gerecht wird.
Wenn für eine der wichtigsten Prüfungen im Leben eines Gymnasiasten nicht
die notwendige Zeit und Dauer eingeplant und gewährt werden kann, ist dies
sehr wohl eine Abwertung des Gymnasiums und stärkt meine Meinung, dass das
bayerische Gymnasium heutzutage nur noch eine bessere Realschule ist. Ich
höre bei meinem Informationsbesuchen an Gymnasien immer wieder von
Lehrkräfte die Klage, dass wichtige Themen nicht mehr im Lehrplan
behandelt werden, nur noch oberflächliches Wissen im Fokus steht und keine
Vertiefung der Hintergründe mehr stattfindet. Aus diesen Gründen kann ich
Ihnen zustimmen, dass derzeit durchaus eine Entwertung und Inflation der
bayerischen Gymnasien vonstattengeht.
Mir ist es sehr wichtig für eine umfassende Bildungspolitik, die sowohl
den Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrkräften gerecht wird,
einzutreten. Gerne gehe ich auf weitere Kritikpunkte von Ihnen näher ein
und möchte Ihnen hierfür anbieten, mich unter der E-Mail-Adresse
buergerbuero@guenther-felbinger.de diesbezüglich zu kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
Günther Felbinger, MdL