Frage an Gregor Gysi von Ingrid F. bezüglich Soziale Sicherung
Hallo liebe Linke,sehr geehrter Herr Dr.Gysi,
da Ihre Partei in Berlin Regierungsmitverantwortung trägt, wende ich mich an Sie.
Seit 1.8. lebe ich in Berlin.Seit 11 Jahren bin ich Sozialarbeiterin im öffentlichen Dienst. Bisher kümmerte ich mich um Wohnungslose, Süchtige, psychisch Kranke.
Kurze Zeit arbeitete ich in Berlin für eine gGmbh, die das eingenommene Geld vor allem für ihre Prachtbauten (und Spitzgehälter ihrer Chefetage ?) zu brauchen scheint.
Die MA jedenfalls, die ja immerhin das Geld (durch Betreuung psychisch Kranker) in einem Klima verdienen müssen, das einem Einsatz von Herrn Wallraff würdig wäre, pfeifen aus den letzten Loch erhalten nur einen Hungerlohn bezahlt;keine Zulagen für Schicht- und Wochenenddienste,für jeden Krankheitstag gibt es Abzüge vom Weihnachtsgeld usw.Die Arbeitsbedingungen sind ein Hohn!
Esscheint in Berlin üblich, dass sich das Gehalt von Sozialarbeiter an unteren Einkommengruppen orientiert.
Der soziale Bereich ist quasi privatisiert und es gibt kaum tarifliche festgesetzte Löhne, es herrrscht Lohndumping ,man wird oft nach Stückzahlen (jawohl!!)bezahlt. Besonders in der außerbetrieblicher Betreuung von Jugendlichen in Problemvierteln (z.B.Mahrzahn) wird oft nur 1100€netto gezahlt.Ich fühle mich ausgebeutet und meine Arbeit wird entwertet.
In Hessen erhielt ich für 38,5 Stunden /Woche über 1900€/netto pro Monat Gehalt.
In Berlin erhalte ich für 40Stunden/Woche höchstens 13-1400 €/Netto!!!!.
Ist das Politik der Linken?
Können diese vielen Vereine und gGmbHs mit ihren Beschäftigten machen was sie wollen? Ohne Vorgaben und Kontrollen?
Am besten man verläßt Berlin, wenn man eine Arbeit als Sozialarbeiterin sucht.
Und ich höre auch immer wieder, das die Fluktuation enorm hoch ist.
Ich bin verwirrt und enttäuscht.
Erklären Sie mir bitte, warum für die Linken soziale Arbeit nichts wert ist.
Mit freundlichem Gruß
Ingrid Feistner
PS: Bitte nicht sagen, Berlin habe kein Geld.Ich verweise auf die ganzen Neubauten (Schloss, Museumsinsel usw.)
Sehr geehrte Frau Feistner,
Ihre Nachricht vom 3. Oktober hat mich erreicht. Leider haben Sie mir ja untersagt, auf das Geldargument einzugehen, obwohl dies in Berlin selbstverständlich eine große Rolle spielt. Bei der Museumsinsel müssen Sie wissen, dass sie überwiegend vom Bund und nicht von Berlin bezahlt wird. Die Schlossentscheidung finde ich ebenso falsch wie Sie.
Trotzdem sind Ihre Erfahrungen ausschlaggebend, denn natürlich will die LINKE, dass Sozialarbeit gut bezahlt wird. Ich hoffe, dass Sie eine befriedigende Antwort von der Senatorin Dr. Knake-Werner erhalten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi
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