Frage an Gregor Gysi von Alexander K. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
die Linke fordert, ebenso wie Herr Beck seit einigen Wochen, die Einführung des demokratischen Sozialismus mit marktwirtschaftlichen Elementen. Was versteht die Linke darunter? Versteht sie darunter einen marxistischen Sozialismus? Dieser ist nach der Definition Marx nur die Vorstufe zum Kommunismus, wie könnte er dann mit marktwirtschaftlichen Elementen gespickt werden?
Bitte seien Sie so freundlich und gehen in Ihrer Antwort auf die langfristigen Planungen der Linken diesbezüglich ein. Ihre kurzfristigen Rezepte sind mir durchaus bekannt.
Im Voraus vielen Dank für Ihr Engagement.
Mit freundlichem Gruß
Alexander Kohlhaas
Sehr geehrter Herr Kohlhaas,
wirtschaftlich muss man erkennen, dass die Marktwirtschaft - dort wo sie funktioniert - zu höherer Qualität und sinkenden Kosten beiträgt. Das ist in bestimmten Bereichen sinnvoll. In anderen Bereichen ist sie aber völlig fehl am Platz, weil es nicht um Gewinne geht, sondern um soziale oder ökologische Interessen. Deshalb sind wir gegen eine Marktwirtschaft im Bildungswesen, im Gesundheitswesen, bei der Energieversorgung, bei der Wasserversorgung, bei einem Teil der Wohnungen, bei einem Teil der Kultur und in anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wenn Monopole oder monopolähnliche Strukturen nicht zu verhindern sind, sind wir auf jeden Fall für öffentliches Eigentum.
Im übrigen muss verhindert werden, dass mittels privater Rüstungsindustrie an Kriegen verdient wird. In einem demokratischen Sozialismus soll es durchaus marktwirtschaftliche Mechanismen geben, aber in bestimmten Bereichen müssen gänzlich andere Kriterien gelten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi