Frage an Gregor Gysi von Carlos K. bezüglich Wirtschaft
Begrenzung von Managergehältern
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
in Ihrem Video-Podcast vom 30. April 2008 sprechen Sie über die Vorschläge der Linken zur Begrenzung von Managergehältern.
Mir scheinen diese Vorschläge nicht plausibel, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie zu meinen Bedenken Stellung nehmen könnten.
Sie schlagen vor, Managergehälter auf das Zwanzigfache des in einem
Unternehmen gezahlten Durchschnittseinkommens zu begrenzen.
Ich kann nicht erkennen, dass dies zu einer leistungsgerechteren Bemessung von Managergehältern führen würde. Nehmen Sie folgendes Beispiel:
Die Deutsche Post AG beschäftigt rund eine halbe Millionen Menschen und erzielt Umsätze von rund 60 Mrd. Euro pro Jahr. Nun empfängt allerdings die Mehrheit der Beschäftigten eher geringe Einkommen, was sich zwingend aus dem Geschäftsmodell der Post ergibt. Unterstellt, das durchschnittliche Einkommen bei der Deutschen Post AG läge bei 25.000 Euro p.a., dann dürfte ein Vorstand bis zu 500.000 Euro p.a. verdienen.
Vergleichen Sie dies mit einem kleinen Softwareunternehmen, das nur wenige Beschäftigte hat, diese allerdings alle hoch qualifiziert und mit entsprechend hohen Einkommen. Unterstellt, das Durchschnittseinkommen läge dort bei 100.000 Euro p.a., dann dürfte der Vorstand zwei Millionen Euro p.a. verdienen.
Bei einer Einkommensfindung auf dem freien Markt würde der Postvorstand wahrscheinlich deutlich mehr verdienen, als derjenige des kleinen Softwareunternehmens. Das erscheint mir angesichts der wirtschaftlichen Bedeutungen der Tätigkeiten auch angemessen. Ihr Vorschlag hingegen würde zu Verzerrungen führen.
Glauben Sie tatsächlich, dass das Durchschnittseinkommen in einem Unternehmen ein geeigneter Maßstab für leistungsgerechte Managergehälter sind?
Darüber hinaus schafft Ihr Vorschlag Anreize, gering qualifizierte Arbeitsplätze wegzurationalisieren, da sich so das Durchschnittseinkommen in einem Unternehmen steigern ließe.
Wie wollen Sie solche Fehlanreize verhindern?
Mit freundlichen Grüßen
Carlos Katins
Sehr geehrter Herr Katins,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 7.5.
Das 20-fache des Durchschnittseinkommens als Managergehalt ist ja nur die Grenze nach oben. Im Unterschied zu Ihnen glaube ich nicht, dass das kleine Softwareunternehmen in der Lage wäre, das 20-fache eines relativ hohen Durchschnittsgehalts an seinen Vorstandsvorsitzenden zu zahlen.
Sie verweisen auf die Geringverdienenden. Vielleicht wäre eine solche gesetzliche Regelung sogar ein Anreiz, solche Leute besser zu bezahlen, weil damit der Durchschnitt stiege und dann auch das mögliche Einkommen von Managern.
Es gibt noch einen weiteren Vorschlag der SPD, nämlich ab einer bestimmten Höhe des Managereinkommens nur noch zu gestatten, die Hälfte davon als Lohnkosten von der Unternehmenssteuer abzusetzen. Falls man sich dem Vorschlag der SPD nähern sollte, schlage ich allerdings vor, ab einer bestimmten Höhe die Beträge gar nicht von der Steuer absetzbar zu gestalten, dann müsste das Unternehmen diese Beträge aus versteuerten Gewinn bezahlen. Dies tut weh, während es ein kleiner Schritt ist, hohe Managergehälter zu zahlen und dafür Steuern zu sparen. Wenn Bezüge für die SPD nicht nachvollziehbar sind, dann sollten sie auch nicht mehr zur Hälfte absetzbar sein, sondern eben gar nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi