Frage an Gregor Gysi von Michael R. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
mit Interesse habe ich Ihre Antowrt auf die Frage von Herrn Moser gelesen. Zunächst mein Kompliment für diese schnelle Reaktionszeit!
Ich würde in diesem Zusammenhang die Anreizverträglichkeit Ihrer Vorschläge hinterfragen wollen und auf dabei die sonst verwendeten Plattitüden (Herr Ackermann) verzichten wollen:
Ich selbst bin in der Forschung - aktuell im Ausland - tätig und habe daher einen gewissen Einblick in die Situation:
Ein hochqualifizierter Top-Wissenschaftler verdient beispielsweise in Kanada durchaus 200.000 - 400.000 Euro im Jahr, also sehr viel weniger als ein Herr Ackermann. Dennoch muss für eine solche Spitzenkraft ein gewisser Anreiz bestehen, nach Deutschland zu gehen. Auf Grund der Forschungsinfrastruktur, die in Skandinavien weitgehend eine Liga über der in Deutschland spielt, hinkt meines Erachtens ihr Vergleich mit den hohen Abgaben in Skandinavien, da diese großartige Forschungsinfrastruktur für einen Forscher auch eine höhere Belastung mit Steuern und Abgaben wettmacht.
Daher muss, um 1. solche Spitzenkräfte nach Deutschland zu locken und 2. deutsche Spitzenkräfte nicht zu verlieren auch eine gewisse Anreizverträglichkeit vorhanden sein. Mich würde daher interessieren, wie hoch Ihrer Meinung nach die prozentualen Abzüge (Steuern und Abgaben) vom Bruttoeinkommen sein dürften, um die Anreizverträglichkeit für beispielsweise einen kanadischen Forscher zu gewährleisten? Gerne dürfen Sie mir neben einer Durchschnittszahl auch die Ihrer Meinung nach anreizverträgliche Grenzbelastung nennen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Michael Ritzer
Sehr geehrter Herr Dr. Ritzer,
Ihre Nachricht vom 15.4. hat mich erreicht.
Zunächst stimme ich Ihnen dahingehend zu, dass die Infrastruktur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Forscherinnen und Forscher in Deutschland deutlich zu verbessern ist. Bekanntlich sind die Rohstoffvorkommen in Deutschland gering und nicht besonders erträglich. Wir können nur mit einer solchen Infrastruktur und mit einer hochqualifizierten Bevölkerung uns wirksam am internationalen Wettbewerb beteiligen. Diese Frage scheint mir wesentlich wichtiger, als die Höhe von Steuern und Abgaben.
Im übrigen treten wir dafür ein, den Steuerbauch zu überwinden, der gegenwärtig für gering Verdienende und vor allem für durchschnittlich Verdienende bei der Einkommensteuer veranschlagt wird. Andererseits sind wir der Meinung, dass höhere Bezüge mit bis zu 50 % an Einkommensteuer zu belasten sind. Bei unserem Einkommensteuervorschlag müssen diejenigen, die bis zu 80.000,00 € im Jahr verdienen, weniger als gegenwärtig bezahlen, erst diejenigen, die mehr als 80.000,00 € pro Jahr verdienen, müssten mehr bezahlen. Ich kenne Besser- und Bestverdienende, die das verkraften. Natürlich muss das Gehalt hoch genug sein und sie müssen auch wissen, dass die Steuern sinnvoll eingesetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi