Frage an Gregor Gysi von Christian S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
einer meiner Vorredner bzw. -frager hatte die Frage schon an Sie gestellt, allerdings haben Sie diese noch nicht beantwortet. Deshalb versuche ich es noch einmal:
Denken Sie, daß Vollbeschäftigung wieder möglich ist in dem Sinne, daß jedem Arbeitsfähigen ein Vollzeit-Arbeitsplatz mit 40 oder 38,5 Wochenstunden zur Verfügung gestellt werden kann?
Halten Sie die vergangenen knapp 40 Jahre bundesrepublikanische Geschichte, die von einem stetigen tendenziellen Rückgang der Beschäftigung und Anstieg der Arbeitslosigkeit gekennzeichnet war, lediglich für einen arbeitsmarktpolitischen Betriebsunfall bzw. das Ergebnis verfehlter Politik?
Denken Sie, daß es nur der "richtigen" Politik bedürfe, um wieder Vollzeitarbeit für alle zu schaffen? Wenn ja, wie sollte diese Politik dann in Grundzügen aussehen?
Sehr geehrter Herr Störzer,
im Kapitalismus gibt es einen Drang, eine bestimmte Arbeitslosigkeit zu organisieren. Mit einer solchen können die Beschäftigten unter Druck gehalten, auch ihre Lohnforderungen begrenzt werden. Natürlich gäbe es eine Möglichkeit, Arbeitslosigkeit zu überwinden. Dann müsste man (europaweit) an Arbeitszeitverkürzung denken, um die Arbeit gerechter aufzuteilen.
Darüber hinaus müsste es einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor in den Bereichen geben, in denen kein Gewinn erzielt aber notwendige Arbeit zu leisten wäre (Umwelt, Bildung, Kultur, Gesundheit etc.). Das allerdings setzt einen entsprechenden politischen Willen und entsprechende politische Mehrheitsverhältnisse in einer Gesellschaft voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi