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Frage von Florian G. •

Frage an Gregor Gysi von Florian G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Gysi,

als ich meine Ausbildung in der Werbebranche begann, war dies mein erster richtiger Kontakt mit dem Arbeitsleben. Ich war damals engagiert und hoch motiviert. Mein Arbeitgeber zahlte mir damals eine Ausbildungsvergütung von 1000,- DM im Monat, da der Betrieb zum ersten Mal ausbildete bekam er allerdings Beihilfen seitens des Arbeitsamtes, so das der Eigenanteil an den Kosten (Ausbildungsvergütung + Lohnnebenkosten) wahrscheinlich 700,- DM für den Betrieb nicht überschritten hat. Die Arbeit war allerdings unverhältnismäßig hart, die 60-Stunden-Woche war dort institutionalisiert, Überstunden gab es offiziell nicht, auch wenn sie massiv gemacht werden mussten. Es musste nicht einmal besonders viel Druck ausgeübt werden, um jeden einzelnen Mitarbeiter zur 60-Stunden-Woche zu bewegen, man war eben einfach jung und sah diese Verhältnisse als etwas normales an, es herrschte ein Glaube vor an eine gemeinsame Sache, daran, dass es auch einem selbst dienen würde, wenn es dem Betrieb gut geht. Das war leider ein Irrtum.
Am Ende der drei Jahre muss ich dem Betrieb viele Tausende DM Gewinn eingebracht haben, berechnet nach dem was ich durchschnittlich monatlich an Lieferscheinen und Rechnungen an unsere damaligen Kunden geschrieben habe, und meinen oben aufgeführten monatlichen Kosten. Aber ich litt auch nach drei Jahren permanenter Überbelastung unter einem Burn-Out-Syndrom mit dessen Bewältigung ich schwer zu kämpfen hatte, mein Arbeitgeber beschloss, anstatt mich nach meiner erfolgreichen Ausbildung einzustellen, lieber dazu zwei Praktikanten einzustellen, anstatt mich auch nur halbwegs tariflich bezahlen zu müssen. Das kam ihn billiger, und ich hätte ohnehin am Ende der drei Jahre nicht mehr die Leistung bringen können wie während meiner Ausbildung. Wie soll man unter solchen ausbeuterischen Verhältnissen noch motiviert arbeiten können?

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Sehr geehrter Herr Gobrecht,

Ihre Nachricht hat mich erneut davon überzeugt, wie ungerecht und ausbeuterisch die Verhältnisse in der Wirtschaft inzwischen geworden sind. Ich hoffe, dass Sie sich gewerkschaftlich organisieren und engagieren, um Schrittweise dafür einzutreten, dass sich die Verhältnisse ändern. Vielleicht überlegen Sie auch einmal, in eine Partei einzutreten, um diesbezüglich politisch aktiv zu werden.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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