Frage an Gregor Gysi von Corinna S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Gysi,
meine Frage bezieht sich auf Umwelt und Natur-/Tierschutz und ich halte sie umfassend:
Was plant die Linke, bzw. Sie, in Sachen Umweltschutz und Tierschutz zu tun?
Thema: Glyphosat, Ferkelkastration, Artenschutz, Kükenschreddern etc..
Wird es eine Fortsetzung von Frau Klöckners Agrarlobbyistenliebschaft geben?
Ich erkenne deutlich, dass die Linke sich klar zur Sozialpolitik und Einforderung von Menschlichkeit positioniert, doch sehe ich wenig Umwelt-und Artenschutz...Ich würde mich sehr über eine aussagekräftige Antwort freuen.
Mit freundlichen Grüßen, C. S.
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Linke engagiert sich auch im Umwelt- und Tierschutz. Das hat in den letzten Jahren sogar deutlich zugenommen. Ich habe mir deshalb erlaubt, Ihr Schreiben an die Abgeordnete Kirsten Tackmann mit der Bitte weiterzuleiten, Ihnen eine ausführlichere Antwort zukommen zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi
Sehr geehrte Frau Corinna Schug,
danke für Ihre Nachricht vom 01.05. 2019, die Sie über abgeordnetenwatch an meinen Fraktionskollegen Gregor Gysi geschickt hatten. Wie Ihnen bereits mein Kollege geschrieben hat engagiert sich DIE LINKE aktiv im Bereich des Umwelt-, Natur- und Tierschutz, auch wenn es leider in der Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen wird. Gregor Gysi hat mich darüber hinaus gebeten, Ihnen als fachpolitisch zuständige agrarpolitische Sprecherin noch etwas ausführlicher zu antworten, was ich hiermit gern tue.
Als Tierärztin bin ich mit dem Thema Tierschutz natürlich eng verbunden. Ich bringe mein Fachwissen und die langjährigen Erfahrungen unter anderem auch in die Debatten im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft ein sowie in parlamentarische Initiativen der LINKEN im Bundestag, aber auch in den Landtagen. So hat sich die Linksfraktion von Beginn an für einen endgültigen Ausstieg aus der chirurgischen Ferkelkastration ausgesprochen und dazu eine Anhörung zur Änderung des Tierschutzgesetzes für die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration initiiert, die am 26. November 2018 stattfand. Meine Rede dazu im Bundestag können Sie gern auf meiner Homepage nachlesen (https://kirstentackmann.de/ferkelkastration-schwarzer-tag-fuer-tierschutz-und-demokratie/).
Auch beim Thema Glyphosat ist DIE LINKE klar. Auch hier können Sie viele parlamentarische Aktivitäten auf meiner Homepage nachlesen. Unter anderem haben wir schon vor Jahren auf die mit der wachsenden Nutzung von Glyphosat auch in unserem Land verbundene Gefahr hingewiesen und Sofortmaßnahmen gefordert, z. B. zum Verbot der Vorerntebehandlung, der Abgabe an Private, Verkauf im Internet und der Werbung. Und selbstverständlich haben wir scharf kritisiert, dass der damalige Bundesagrarminister Schmidt in einem Alleingang trotz der breiten Kritik die erneute Zulassung dieses Wirkstoffs in Brüssel überhaupt erst möglich gemacht hat. Leider hat die von uns initiierte juristische Prüfung ergeben, dass das Votum des Ministers in Brüssel auch dann gültig ist, wenn es nicht durch einen Kabinettsbeschluss legitimiert ist. Entsprechend haben wir Nachbesserungen des EU-Rechts gefordert. Trotz der erneuten Zulassung müssen nach dem Vorsorgeprinzip glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel unverzüglich verboten werden. Erst Recht nach den Urteilen in den USA, die die potenziellen Gefahren bestätigt haben. Deshalb fordern wir eine erneute Risikobewertung des Wirkstoffs. Dazu haben wir Anfang der Legislatur auch einen Antrag eingebracht: „Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel in Deutschland verbieten“ (Drs. 19/226) (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/002/1900226.pdf).
Auch das Ende der unsäglichen Praxis des Tötens von männlichen Eintagsküken der Legelinien haben wir immer wieder gefordert. Der Ausstieg aus dem systematischen Töten ist machbar, die Alternativen liegen vor. Stattdessen investiert die Bundesregierung viel Geld in die Entwicklung von Technologien zur Geschlechterbestimmung im Ei. Das Verfahren sehen wir als eine teure Scheinlösung. Als LINKE und Tierärztin sehe ich das Zweinutzungshuhn mit einer ausgewogenen Fleisch- und Legeleistung sowohl als einen Ausweg aus dem alljährlichen Töten von 50 Millionen Eintagsküken in unserem Land als auch eine Verbesserung der Tiergesundheit insgesamt, nicht nur beim Geflügel. Auch die Aufzucht und Vermarktung der Brüder der Legehennen ist ein akzeptabler Weg. Zwei bis vier Cent mehr pro Ei als Querfinanzierung der Hälfte der Mehrkosten ist ein verkraftbarer Beitrag für mehr Tierschutz. Dazu können Sie unter anderem meine Rede im Bundestag nachlesen (https://kirstentackmann.de/ausstieg-aus-dem-toten-mannlicher-kuken-schnellstmoglich/).
Zum Schluss möchte ich noch auf den Parteiencheck zur EU-Wahl 2019 von BUNDJugend und Nabu verweisen, die die einzelnen Parteien gefragt haben wie sie zu gewissen Forderungen stehen (https://www.bundjugend-nrw.de/mitmachen/jugendgruppen/muenster/parteiencheck-europawahl/).
Ich hoffe Ihnen eine aussagekräftige Antwort gegeben zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Dr. Kirsten Tackmann MdB