Frage an Gregor Gysi von Barbara B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Herr Gysi,
Mit der Einführung der abschlagsfreien Rente nach 45 Jahren, kann man und frau mit 63 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen. Abschlagsfrei aber nur dann, wenn der Job bis zum Stichtag sicher oder die Firma passgenau vorher pleite geht.
Damit es keine "Abzocke" gibt, wurden vorsorglich dem oder der frischen Arbeitslosen keine Rentenpunkte mehr zugestanden. Der Oberhammer: Wenn zuvor Zeitvertrag oder Leiharbeitervertrag fristgemäß ausgelaufen sind - und diese rüstigen, flexiblen 63Jährigen nicht sofort einen Anschluss-Job bekommen - zählt auch bei ihnen beim Arbeitslosengeld I kein Rentenpunkt mehr. Das soll gerecht sein? Für wen? Müssten nicht gerade solche Menschen eigentlich doppelt belohnt werden, bis dahin unter diesen Bedingungen überhaupt durchgehalten zu haben?
Das gilt übrigens nicht nur für die hart arbeitenden Pflegekräfte, Reinigungskräfte, Dachdecker, Erzieher. Dies gilt auch für immer mehr Akademiker/innen, die von einem Job in den nächsten hüpfen, wenn sie das Glück haben, Anschlussprojektverträge zu bekommen. Es sind also nicht nur die Jungen, sondern viele Ältere springen schon seit Jahrzehnten durch Zeitverträge.
Sie meinen, das seien nur Wenige, die in diese Kategorie fallen? Ich kenne schon allein fünf. Da kommen sicher Tausende zusammen! Wer denkt sich eigentlich so einen geschwurbelten Sch... aus? Mal abgesehen davon, dass alle - und zwar ALLE- in die Rentenkassen einzahlen müssen - gehört dieser Vorgang sofort abgeschafft
- genauso wie die Zweitbesteuerung von schon zuvor besteuerten Beiträgen ins Rentensystem!
Was werden Sie dagegen unternehmen?
Beste Grüße
BB
Sehr geehrte Frau B.,
Ihre Nachricht vom 21. Juli hat mich erreicht. Es gibt eine Vielzahl von gesetzlichen Änderungen, um das Rentenniveau und die Rente zu senken. Das liegt daran, dass die regierenden Politikerinnen und Politiker nicht bereit sein, die Verhältnisse grundsätzlich zu verändern. Wir müssten dafür sorgen, dass alle Menschen mit Erwerbseinkommen ohne Beitragsbemessungsgrenze in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und dass für Spitzenverdiener der Rentenanstieg abgeflacht wird. Dann könnte man all die von Ihnen genannten Umstände sparen. Im Übrigen müssen wir die prekäre Beschäftigung mit erzwungener Teilzeit und Leiharbeit ohnehin überwinden. All dies sind Zumutungen, gegen die ich immer wieder ankämpfe.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi