Frage an Gregor Gysi von Mick K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Gysi,
als 35 jähriger notorischer Nichtwähler hat mich bis jetzt die Wahl immer kalt gelassen. Dennoch zwingt einen diese Regierung nahezu dazu, seine Stimme einzusetzen. Im Falle einer Entscheidung zugunsten der Linken, würden Sie sich für eine vollständige, durch die GKV gestützte Förderung für Ehepaaren zur künstlichen Befruchtung einsetzen? Die momentanen Aufwendungen sind dermassen absurd, dass man als mittlerweile normalverdienender Ostberliner in einem Niederiglohnsektor keine Chance hat sich auch diesen Weg der Familienbildung zu leisten egal welche Förderungen die Regierung steuerlich ermöglicht, dass Geld vorleisten kann man sich dennoch nicht, dann nützt die steuerliche Förderung auch nichts.
Zusätzlich - inwieweit setzen sie sich für die Aufhebung der ärztlichen Inselbildung ein, die es vor allem hier in Köpenick vielen Bürgern unmöglich macht ärztliche Spezialisten aufzusuchen - Gefässspezialisten, Endokrinologen, Onkologen siedeln sich meist nur in teuren, "sozial" starken Ecken Berlins an, wo man als GKV Versicherter die Niederlassung gleich mitfinanziert. Ich bin nicht so mobil, dass ich mir neben meiner Arbeit die Berlinrundreise zu ärztlichen Spezialisten leisten kann.
Gesundheitsfrage numero 3 (und eine Entschuldigung vorab, für den ganzen Text): Ihr Programm unterstützt die Abschaffung PKV und den Weg zu einer Einklassengesellschaft. Wie wollen Sie die staatliche Einflussnahme zeitlich und vor allem konkret auf einen so erstarkten Wirtschaftszweig wie die PKV gewährleisten? Ich sehe leider für die Linken ein wirklich sinnvolles Wahlprogramm scheitern am Don Quijote Effekt, wo nach 4 Jahren nur bedingte Bewegung in viele Parteipunkte kommt, da die Wirtschaft allmächtig die Ansätze aussitzen wird oder es an der Bewilligung im Bundestag durch eine starke Opposition kommt.
Ich hätte tausend andere Themen, halte mich aber erstmal nur an diese
mit freundlichen Grüssen,
Mick K.
Sehr geehrter Herr Kronichsbeere,
Ihre Nachricht vom 26. August hat mich erreicht.
Wir haben einen Vorschlag gemacht, wie mit einer Bürgerinnen- und Bürgerversicherung sämtliche Kosten im Gesundheitswesen zu tragen sind. Wir müssen die über 200 gesetzlichen Krankenkassen auf 3 - 4 reduzieren. Die privaten Krankenkassen müssen per Gesetz - und das geht - untersagt werden. Die Beschäftigten sind dann von den großen gesetzlichen Krankenkassen zu übernehmen. Wenn alle von sämtlichen Erwerbseinkommen einen Beitrag in die gesetzlichen Krankenkassen zahlten, könnten die Beiträge von heute über 15 % auf 10,5 % reduziert werden.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten dann 5,25 % bezahlen und Unternehmen in den Lohnnebenkosten ebenfalls. Es wäre für beide Seiten günstiger. Die Kosten für künstliche Befruchtung könnten dann vollständig von der Kasse übernommen werden.
Die Inselbildung, die Sie beschreiben, hängt mit einer völlig falschen Politik der Krankenversicherungen diesbezüglich zusammen. Es gibt ausreichend Ärztinnen und Ärzte und es muss einfach dafür gesorgt werden, dass sie sich überall ansiedeln. Gäbe es übrigens keine privaten Krankenkassen mehr, dann würde auch das Bestreben der Ärztinnen und Ärzte nach dieser Inselbildung nachlassen.
Ich hoffe, dass Sie selbst wählen gehen, sonst wählt ja Ihre Nachbarin für Sie mit. Selbst wenn sie nett ist, sollten Sie doch selbständig genug sein, Ihre Wahlentscheidung zu treffen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi