Frage an Gregor Gysi von Hans Jürgen L. bezüglich Soziale Sicherung
Herr Gysi,
ich schätze an den Linken sehr, dass sie sich - als einzige im Bundestag vertretene Partei - vehement für die Abschaffung von Hartz IV einsetzt. Ihr Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit finde ich glaubwürdig.
Ich war Mitbegründer der Grünen 1980, bin dann aber ausgetreten. Seitdem Joschka Fischer die Einführung von Hartz IV mit unterschrieben hat, wähle ich die Grünen nicht mehr. Sie sind mir zu sehr verstrickt in neo-liberaler Einseitigkeit.
Nun zu meinem mehr menschlichen Anliegen:
Im Jahre 2006-2008 war ich arbeitslos, nachdem ich als Diplom-Kaufmann der unethisch operierenden Geschäftsführung die Loyalität aufgekündigt habe. Ich mußte einen Bewerbungsmarathon von 2 1/2 Jahren hinlegen, habe 700 Bewerbungen geschrieben, meine finanzielle Substanz aufgebraucht ...
2010 bin ich erneut arbeitslos geworden, nachdem der Großaktionär wegen Größenwahnsinn und Gier die Firma in die Insolvenz getrieben hat.
Heute, nachdem ich wieder 200 Bewerbungen geschrieben habe, bin ich ziemlich ratlos ...
Es droht Hartz IV, der Abstieg in eine absolut würdelose Existenz. Ausserdem habe ich Schulden.
Was würden Sie einem Diplom-Kaufmann, 52 Jahre, dem Werte wie Ethik, Ökologie, soziale Gerechtigkeit wichtig sind, der einen unkonventionellen Lebenslauf hat und in einem "Standard-Unternehmen" mit seinem Hamsterrad-Mechanismen psychisch krank wird, raten ?
Was kann ich noch tun ? Ich habe die Ausnahmen in der deutschen Firmenlandschaft gesucht und sie angeschrieben ... sie haben leider keinen Bedarf .... in Standard-Firmen komme ich wohl nicht mehr unter, ich werde da auch krank ...
Was halten Sie eigentlich von der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ? Ich halte es an der Zeit, dass dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird ...
Ich hoffe, Sie können mir mit Ideen für meine Notlage helfen.
Ich danke Ihnen im Voraus.
Freundliche Grüße
Hans Jürgen Lukowski
Landsberg am Lech
Sehr geehrter Herr Lukowski,
Ihre Nachricht vom 24. Juli hat mich erreicht.
Was Sie schildern, ist äußerst tragisch. Wenn ich eine Lösung für Ihre konkrete Situation hätte, brauchte ich ja keine gesellschaftspolitischen Veränderungen einzufordern. Es geht doch darum, die Bedingungen zu verändern, d.h. die Arbeitszeit zu verkürzen, um Arbeit gerechter zu verteilen, Hartz IV mit seinen vielen Demütigungen zu überwinden etc. Auf jeden Fall rate ich Ihnen, nicht aufzugeben. Sie müssen sich immer wieder an Firmen wenden, vielleicht noch geschickter vorgehen, um eine Einstellung zu finden. Vielleicht müssen Sie auch Ihren Wohnort wechseln, wenn Sie woanders eine Chance erhalten.
Ich bitte Sie, aktiv zu bleiben, sich zu engagieren. Wenn Sie sich z.B. politisch engagieren, verbringen Sie Ihre Zeit anders, sind erfüllter, ausgelasteter und damit auch zufriedener.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi
Weitere Fragen an Gregor Gysi
Ich habe nicht die geringste Absicht, insgesamt belgisches Recht zu übernehmen. Lohnobergrenzen dürfen schon nach dem Grundgesetz meines Erachtens niemals von unserer Regierung oder vom Bundestag festgesetzt werden.
Zivilisten werden durch das Völkerrecht immer geschützt.
Mein abschließendes Resümee lautet, dass wir noch viel stärker um Pressefreiheit ringen müssen und darum, dass nicht jemand, der Kriegsverbrechen aufklärt, wegen der Aufklärung bestraft wird, sondern dass die Kriegsverbrecher verurteilt werden.
. Ich verstehe Ihre Argumentation. Allerdings musste eine rechtliche Unterscheidung zwischen Genussmitteln und anderen Lebensmitteln getroffen werden, damit es nicht dauernd zu Rechtsstreitigkeiten kommt, ob etwas ein Lebensmittel oder ein Genussmittel ist.