Frage an Gregor Gysi von Alexander K. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
mit einem gewissen Erstaunen nehme ich in den Medien Ihre Aussagen zur Kenntnis, dass ein Zurückkehren zu einer nationalen Währung zu erheblichen Problemen führen würde, da eine deutsche Nationalwährung den anderen Nationalwährungen, die aus dem Euro ausscheiden würden, gegenüber zu stark würde. Dies würde, so Ihre Aussagen, dazu führen, dass unsere Produkte im Ausland nicht mehr abgenommen würden, weil unsere Währung zu stark würde.
Grundsätzlich sind diese Überlegungen folgerichtig, träfen allerdings nur dann zu, wenn es keine BUNDESBANK gäbe.
WIe glauben Sie, managen die Nationalbanken der kleineren Länder, wie z.B. der Schweiz, diese Probleme? Natürlich steigt der "Wert", okay, ich korrigiere gegenüber einem Gesprächspartner der Marx kennt, der Tauschwert, des Franken, aber auch hier muss die Nationalbank demnächst eingreifen.
Woher glauben Sie, kommen die enormen Goldüberschüsse, die die Bundesbank in den Jahrzehnten des DM-Bestands ansammeln konnte? Woher kommen die immensen Fremdwährungs"ansammlungen" der Chinesen? Das hat mit aktiver Währungspolitik zu tun, so erst können sich die Schwachwährungsländer auch weiterhin den Einkauf in Deutschland leisten. Wobei bei einem Zurückkehren zu einer nationalen Währung zu hoffen wäre, dass wir das dann zu erstehende GOLD endlich auf deutschem Boden lagerten. Diese enormen Überschüsse würden dem Gemeinwohl entsprechend gehortet oder sogar ausgegeben werden können, das müsste doch eines IHRER Kernziele sein!?
Wie ist langfristig die Strategie der Linken zur Sicherung der Währung? Erkennt die Linke das Problem des Papiergeldes und des Zinses und Zinsezines, die Zentralbnak vergibt Kredite gibt aber den geforderte Zins nicht mit in Umlauf, und wenn ja, was gedenkt sie dagegen zu unternehmen? Sollte der Euro zusammenbrechen, was würde die Linke tun?
Sehr geehrter Herr Kohlhaas,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 16. Juli.
Ich bemühe mich, regelmäßig die Sachverhalte zu vereinfachen, um sie einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern verständlich zu machen. Es gibt auch Gelegenheiten, bei denen ich eher wissenschaftliche Vorträge halte, z. B. an Universitäten. Trotzdem entstünde exakt das Problem, dass ich beschrieben habe, unabhängig davon, dass eine Bundesbank eingreifen könnte.
Als der Euro eingeführt wurde, haben wir Schilder im Bundestag aufgestellt mit dem Text: "Euro so nicht". Es war kein Nein zum Euro, sollte aber zum Ausdruck bringen, dass die Voraussetzungen für eine Binnenwährung fehlen, weil die Voraussetzungen für einen Binnenmarkt weder politisch noch ökonomisch noch ökologisch noch sozial geschaffen worden waren.
Die Wiedereinführung einer nationalen Währung wäre ein Rückschritt. Sie bedeutete, den alten Nationalstaat wieder zu stärken, der in Europa so viel Unheil im 20. und 19. Jahrhundert angerichtet hat.
Die gesamte Kreditpolitik ist falsch, auch hinsichtlich der Zinsen und Zinseszinsen. Deshalb haben wir vorgeschlagen, das Finanzwesen staatlich zu organisieren. Die großen Privatbanken haben große Schäden angerichtet und noch nie selbst Schaden genommen. Letztlich haften die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für deren Verluste.
Im Unterschied zu Ihnen glaube ich nicht, dass der Euro zusammenbrechen wird. Niemand ist auf eine solche Situation gegenwärtig auch vorbereitet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi