Frage an Gregor Gysi von Dustin S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
ich frage mich in letzter Zeit wiederholt, wieso sowohl in den Medien, als auch in der Politik der Begriff des "Wirtschaftsfaschismusses" weder erwähnt, noch diskutiert wird. Der Begriff wird mittlerweile selbst von Lehrenden der Geisteswissenschaften als diejenige Bezeichnung angeführt, die die herrschende Ordnung am treffensten bezeichnet.
Meiner Meinung nach weisen die herrschenden Elitären in unserer Gesellschaft ganz klar Aspekte einer faschistischen Ordnung auf. Aufgrund von Profitinteressen werden Regelungen und Gesetze am Wohle der Allgemeinheit vorbei durch Lobbyismus und Kapitalmacht durchgesetzt. Die handelnden Elitären entziehen sich dabei jeglicher Ethik und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und haben einzig und allein die Interessen ihres Klientels im Blick.
Der Begriff "Wirtschaftsfaschismus" bezeichnet damit den Faschismus des 21. Jahrhunderts.
Da wir nach den Aussagen eben jener Elite in einer angeblichen freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung mit unabhängigen Medien leben, so frage ich mich, wieso ich diesen durchaus diskussionswürdigen Begriff medial noch nie wahrgenommen habe. Genau das spricht doch wiederum für den Begriff.
Ich würde mir wünschen, wenn die Linke diesen Begriff einmal ins Spiel bringt. Mir ist durchaus bewusst, dass er sehr provokant ist. Allerdings glaube ich, dass es der herrschenden Wirtschaftselite wesentlich schwieriger fallen wird, diesen Begriff zu widerlegen, als es den Gegnern schwierig fallen wird, ihn zu legitimieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dustin Siebert
Sehr geehrter Herr Siebert,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 20. Januar.
Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi