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Gregor Gysi
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Frage von Johann E. •

Frage an Gregor Gysi von Johann E. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Gysi,

ich genieße ihre Reden im Bundestag und in der Öffentlichkeit sehr, weil sie sehr viel richtiges, wichtiges und witziges enthalten, aber auch rhetorisch sehr ansprechend sind. Die Redezeit im Bundestag ist aber begrenzt. Mir ist daher aufgefallen, dass sie ihre Redezeit mit beinahe doppelt so viel Inhalt füllen könnten, wenn sie bei bestimmten Substantiven nicht ständig die geschlechtliche Einordnung berücksichtigen würden. So könnte man doch jeweils für "Arbeiter und ArbeiterInnen", "Lehrer und LehrerInnen" und "Taxifahrer und TaxifahrerInnen" den entsprechenden Oberbegriff finden und so sehr viel Redezeit sparen!
Für die genannten Beispiele schlage ich "Arbeiters", "Lehrers" und "Taxifahrers" vor. Was halten sie von dem Vorschlag und woher kommt diese, den Redefluss unnötig verkomplizierende Unart? Glauben sie, dass sich Lehrer(Innen) nicht angesprochen fühlen, wenn von Lehrern die Rede ist?
Und noch eine Frage. Warum setzt sich eigentlich ständig jemand auf ihren Stuhl im Bundestag, während sie eine Rede halten? Wird der warmgehalten?

Mit freundlichen Grüßen
Johann Erler

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Erler,

Ihre Nachricht vom 18. Dezember hat mich erreicht.
Die letzte Frage ist auch für mich schwer zu beantworten. Ich vermute mal, man will das Bild eines leeren Platzes verhindern.

Wie es zu meiner Sprechweise kommt kann ich Ihnen erklären. In der Tageszeitung "Neues Deutschland" gab es von einem früheren Chefredakteur mal einen Kommentar, der sich ähnlich äußerte wie Sie. Am nächsten Tag gab es einen Leserbrief und eine Frau schrieb, dass sie alles akzeptiere und sie finde auch, dass ein Begriff genüge und sich beide Geschlechter angesprochen fühlen sollten. Für die nächsten 2000 Jahre schlüge sie vor immer die weibliche Form zu verwenden, so dass die Männer sich mit angesprochen fühlen können. Ihr letzter Satz lautete: "Dann heißt es eben ab heute Herr Rechtsanwältin Gysi". So wollte ich aber nicht heißen, da habe ich es begriffen und seitdem rede ich so.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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