Frage an Gregor Gysi von Stefan K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
in einem Umfeld wie in D Politik zu machen ist nicht leicht, schon garnicht gegen die sogenannte Elite. Ich hätte ein paar allgemeine Fragen zu diesem Thema.
Sind Sie auch der Meinung, dass die jetzige Bundesregierung sich weniger dem Volke verpflichtet fühlt (der Eid: Schaden vom deutschen Volke abzuwenden nur eine Floskel?), sondern mehr oder nur noch Lobby-Politik betreibt?
Wenn Sie dieser Meinung sind, was gedenkt die Linke konkret dagegen zu unternehmen? Ich denke hier an die derzeitige Situation von Hartz-iV-Empfängern genauso wie an den Ausstieg aus dem Atomausstieg, wie auch an die sogenannte Gesundheitsreform, die letzendlich alle Wünsche der Pharmalobby und der Ärzte-Lobby erfüllt, und die nun unweigerlich steigenden Kosten im Gesundheitswesen, dem unteren Drittel der Gesellschaft aufbürdet.
Sind Sie mit mir einer Meinung, dass der sogenannte Fachkräftemangel und die damit verbundene Forderung nach Einwanderung von qualifizierten Ausländern, letzlich nur dazu dient, die Löhne zu drücken?
Ich beobachte die Diskussion in Deutschland aus dem Ausland, da ich hier einen guten Job als qualifizierte Fachkraft gefunden habe, einen Job den in Deutschland wegen meines Alters (51) wenn überhaupt nur zu einem Hungerlohn gefunden hätte. Hier werde ich wirklich gut bezahlt und meine Erfahrung wird geschätzt. Mit der Distanz, die ich nun habe, erzeugt die deutsche Politik bei mir nur noch Kopfschütteln. Ich stelle eine Arroganz bei Leuten wie z.B. Brüderle oder von der Leyen fest, die kaum zu überbieten ist.
Hierzu noch eine Frage: Muss sich nicht jeder einzelne Politiker die Frage gefallen lassen, wer Ihn dahin gebracht hat wo er ist, und wer ihn bezahlt? Ist es nicht so, dass Politiker genau wie Hartz-IV-Empfänger von der Allgemeinheit bezahtl werden, erstere allerdings noch mit sehr viel Previlegien ausgestattet sind.
Über eine fundierte Anwort würde ich mich sehr freuen!
Sehr geehrter Herr Karrenbauer,
Ihre Nachricht vom 25. Oktober hat mich erreicht. Zu der Verletzung der Demokratie dadurch, dass die Lobbyisten in bestimmten Bereichen entscheiden, was Bundestag und Bundesregierung zu tun haben, habe ich bereits mehrfach Stellung genommen. Insbesondere in meiner Rede zum Kanzleretat am 15. 9. 2010 bin ich darauf eingegangen. Wenn Sie Lust haben, können Sie sich diese Rede unter youtube anhören.
Unabhängig davon leisten wir unseren Beitrag, die Bevölkerung diesbezüglich aufzuklären, immer mehr Engagement zu erreichen. Stuttgart 21 ist für mich ein Eindruck, dass sich die Bürgerinnen und Bürger diesen Lobbyismus nicht mehr bieten lassen.
Selbstverständlich bezahlen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auch die Politiker und haben das Recht, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Auf jeden Fall hoffe ich, dass bei der nächsten Bundestagswahl ein anderes Ergebnis zustande kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi