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Gregor Gysi
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Frage von Angelika H. •

Frage an Gregor Gysi von Angelika H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
auch wenn ich nicht ein Wähler der Linken bin, möchte ich Sie danach fragen, was dagegen spricht, gemeinsam mit der SPD und den Grünen den neuen Bundestagspräsidenten Gauck zu wählen? Diese Wahl wäre ein Schlag gegen die Arroganz der jetzigen Koalition. "Teile und herrsche" hat dazu geführt, wo wir heute sind - beim Milliardentransfer in die EU und gleichzeitigem Abbau sozialer Dienste.
Würden Sie für ein Ja zu Gauck Ihren eigenen Schatten überspringen?
Angelika Hörner

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Hörner,

vielen Dank für die Nachricht vom 7. Juni.

Zunächst besteht ein Problem darin, dass SPD und Grüne nicht mit uns reden, sondern meinen, uns einfach etwas vorsetzen zu können. Hätten wir miteinander gesprochen, hätte es auch eine Verständigungsmöglichkeit gegeben.
Ich teile auch die Befürchtung nicht, dass es Christian Wulff verhinderte, wenn wir Joachim Gauck wählten. Union und FDP haben eine ausreichende absolute Mehrheit und werden diese nutzen. Glauben Sie bitte nicht im Ernst, dass eine nennenswerte Zahl von Abgeordneten von Union und FDP bereit sein wird, die eigene Regierung deutlich zu schwächen. Bei Joachim Gauck besteht das Problem darin, dass er sich nur mit der politischen Freiheit, aber nicht mit der sozialen Freiheit beschäftigt. Egal ob es um die Agenda 2010, Hartz IV, Rente ab 67 oder andere Sozialkürzungen ging, niemals hat sich Herr Gauck dagegen geäußert, sondern ausdrücklich den so genannten Fürsorgestaat abgelehnt. Er befürwortet nicht nur die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan, sondern begrüßte auch den Irakkrieg. Im Kern findet er die Gesellschaft, so wie sie heute existiert, völlig in Ordnung. Das macht es für uns zu schwer, ihn zu wählen. Außerdem hat er unsere Partei als überflüssig bezeichnet und will sicherlich nicht von einer von ihm selbst als überflüssig empfundenen Partei gewählt werden.

Es war deshalb schon besser, dass wir eine eigene Kandidatin aufgestellt
haben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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