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Gregor Gysi
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Frage von Thomas K. •

Frage an Gregor Gysi von Thomas K. bezüglich Finanzen

Werter Herr Dr. Gysi

In den USA gab es ja 1929 den großen Wirtschaftscrash, der ja ähnliche Ursächlichkeiten wie die Krise heute hatte, nur das wir heute viel schlimmer dastehen, heute steht ja möglicherweise das ganze derzeitige Finanzsystem mit Zins und Zinseszins vor dem kompletten Zusammenfall und Staaten stehen durch die immer höheren Zinslasten vor dem Bankrott, wenn sie die Zinsen nicht mehr aufbringen können, von Tilgung wollen wir da gar nicht erst reden.
Präsident Franklin D. Roosevelt hat damals darauf reagiert und im Jahre 1933 den Glass-Steagall-Act verabschiedet, also das sogenannte Trennbankensystem etabliert, wonach eine Bank entweder als Geschäftsbank oder als Investmentbank arbeiten durfte, d.h. Spekulationen mit Spareinlagen der Bevölkerung wären nicht möglich.
Durch Präsident Clinton kam dieser Gesetzeszusatz im Jahre 1999 zu Fall und derzeit gibt es sehr aktive Bestrebungen seitens mehrerer Senatoren, z.B. Senator Mc Cain oder Senatorin Cantwell, dieses Prinzip wieder einzuführen. Näheres dazu kann man beispielsweise unter http://www.larouchepac.com erfahren.
Dort erfährt man auch, daß sich immer mehr Bürger auf der Straße engagieren.
Leider kann man in unseren hiesigen Massenmedien kaum etwas davon hören, und Glass-Stegall ist hier auch nur sehr wenigen Leuten ein Begriff.

Wie stehen Sie zu dem Trennbankensystem und wäre Dieses für Sie sogar für Europa oder Deutschland denkbar?

Hochachtungsvoll
Thomas Ködel

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Sehr geehrter Herr Ködel,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 26. Mai.
Ich habe die Abgeordnete Dr. Barbara Höll gebeten, Ihre Frage zu beantworten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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Sehr geehrter Herr Ködel,

der Glass-Stegall-Act ist mir sehr wohl ein Begriff. Die Idee eines Trennbankensystems geht aber an die Wurzel des Übels nicht heran.

Ein Trennbanken trennt die "guten" realwirtschaftlich orientierten Banken von den "bösen" Investment-Zocker-Banken.

Damit wird das Zocken aber nicht eingeschränkt, sondern nur an einem eigenen Punkt konzentriert. Unsere Fraktion plädiert hingegen dafür, die wesentlichen Geschäftspraktiken des Investment-Bankings, die für die aktuelle Krise verantwortlich sind, gänzlich zu unterbinden. Dazu gehört z.B. der Eigenhandel der Banken und die Entwicklung komplexer Derivate höherer Ordnung. Das alles ist für ein Bankenwesen, das sich als Dienstleister und Infrastruktur für die Realwirtschaft versteht, nicht notwendig. Daher plädieren wir dafür, derartige Praktiken ganz zu verbieten,

mit freundlichen Grüßen
Philipp Hersel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Dr. Axel Troost MdB, Sprecher für
Finanzpolitik der Fraktion DIE LINKE.

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