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Frage von Hagen B. •

Frage an Gregor Gysi von Hagen B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Dr. Gysi,

heute habe ich mit erstaunen festgestellt das die Fregatte Hessen dem amerikanischen Kommando unterstellt wurde. http://www.debka.com/article/8794/

Nach lesen des oben genannten Artikels dränngen sich mir folgende Fragen auf.

1. Ist es wahr dass diese Fregatte abgestellt wurde?
2. Wurde die Fregatte Hessen mit Zustimmung des Bundestages oder auf alleinige Entscheidung des Verteidigungsministeriums unter amerikanisches Kommando gestellt?
3. Wieso wurde die Fregatte Hessen unter das Kommando der Amerikaner
gestellt?

Wenn man den Artikel genau betrachtet, drängt sich der Verdacht auf das hier der Krieg gegen den Iran im Sommer vorbereitet wird. Sollte dies tatsächlich geschehen, wäre Deutschland durch die Fregatte Hessen an einem Angriffskrieg, Verstoß gegen das Grundgesetz, beteiligt. Ist es in der Regierung bzw. im Parlament schon geplant sich an einem möglichen Angriffskrieg der USA und Israel gegen den Iran zu beteiligen und ein weiteres Land im Interesse der amerikanischen Geopolitik zu besetzen?

Sollte die Kooperation im Kriegsfall geplant sein, wird Deutschland aktiv an diesem teilnehmen und das Land mit weiteren Einheiten, außer der Fregatte Hessen, mit angreifen oder wird Deutschland wieder nur als Besatzer fungieren?

Ihnen mag es vielleicht absurd vorkommen das ich diese Fragen stelle, doch sind die Anzeichen beunruhigend, verlegen von 4 - 5 Flugzeugträgern, Treffen des Stabschefs der USA mit der israelischen Führung zum Zeitpunkt einer riesigen Zivilschutzübung für den Kriegsfall, härtere Sanktionen gegen den Iran obwohl dieser auf Forderungen zu seinem Atomprogramm eingeht, Reise der Kanzlerin im Nahen Osten, mit einem der Schwerpunkte auf dem iranischen Atomprogramm und das unterstellen von deutschen Truppen unter das Amerikanische Kommando. Auch ist der Casus Belli schnell gefunden bzw. insziniert, siehe Irak.

Mit freundlichen Grüßen
Hagen Betz

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Sehr geehrter Herr Betz,

Ihre Nachricht vom 25. Mai hat mich erreicht. Ich habe sie zuständigkeitshalber zur Beantwortung an den Abgeordneten Paul Schäfer weitergeleitet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gysi

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Sehr geehrter Herr Betz,

ja, es trifft zu, dass die Fregatte Hessen an einer Übung mit der US-Marine teilnimmt und dabei erstmals Teil einer sogenannten Carrier Strike Group, d.h. eines Flugzeugträgerverbandes, ist. Der Bundestag wird in der Regel über solche Übungen nicht informiert. DIE LINKE hat in der Vergangenheit wiederholt durch andere parlamentarischen Initiativen versucht, Informationen einzufordern, wie z.B. die Kleine Anfrage zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr ohne Bundestagsmandat (16/13861). Denn in der Tat dient die ständige militärische Zusammenarbeit - und auch die Rüstungskooperation - im Prinzip immer auch der Vorbereitung auf den Einsatz. Deswegen ist hier besonderes Augenmerk erforderlich. Die indirekten deutschen Unterstützungsleistungen für den völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak haben deutlich gemacht, wie kriegsrelevant auch andere Formen der Unterstützung sein können. DIE LINKE wird sich diesbezüglich weiter um Aufklärung bemühen.

Auch der von Ihnen angesprochene Fall wurde von meiner Fraktion auch im Bundestag angesprochen. Die „Hessen“ wird voraussichtlich bis Ende Juni Teil des Verbandes bleiben und mit ihm gemeinsam in den Indischen Ozean verlegen. Laut Bundesregierung gehört dabei zu den Aufgaben der Fregatte „Hessen“ die Beobachtung und Überwachung des See- und Luftraumes um die Flugzeugträgergruppe und das Begleiten und Schützen von Einheiten des Verbandes. Die Bundesregierung hat gleichzeitig auf Nachfrage betont, dass die Fregatte „Hessen“ nicht in die Operationsgebiete der US-Marine im Persischen Golf verlegt wird und daher die Möglichkeit von Zwischenfällen mit der iranischen Marine als gering bewertet werden.

Trotzdem stimme ich Ihnen zu, dass das Säbelrasseln der USA am Persischen Golf - wozu auch die Präsenz der Flugzeugträgerverbände gehört - bedenklich ist und kein sinnvoller Beitrag zur Deeskalation in der Region ist. Aufgrund der mir vorliegenden Informationen halte ich es allerdings für sehr fraglich, dass diese gemeinsame Übung tatsächlich im Zusammenhang mit der Vorbereitungen eines Angriffs auf den Iran stehen. Ohnehin wäre in einem solchen Fall einer angestrebten aktiven direkten Kriegsbeteiligung unbedingt auch noch der Bundestag zu fragen. Und DIE LINKE wird dann alles daran setzen, ein solches Mandat des Bundestages politisch zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen
Paul Schäfer

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