Frage an Gregor Gysi von Andreas M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
§1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar....
Sehr geehrter Herr Gysi,
ich bin 23 Jhare alt, habe eine Ausbildung und arbeite derzeit als Verkäufer offiziell 40 Stunden (durch Räumungsarbeiten sind es mindestens 45 Wochenstunden) die Woche.
Mein Bruttogehalt beträgt 900 Euro. Durch die veränderte Steuerprogression bekomme ich im Januar 2010 20.- Euro weniger wie im Dezember 2009.
Durch die Krankenkasse (DAK) werde ich im Februar noch einmal mindestens 8.- Euro weniger Geld im Geldbeutel haben. Aufstocjken durch Hartz IV will ich nicht, weil es gegen meine Würde verstößt. Man würde mir auch nichts zahlen, da meine Mutter zuviel verdient und sie bis zu meinem 25.Lebensjahr durch die ARGE zur Zahlung des Aufstockens herangezogen wird.
Meine konkreten Fragen:
Ab wieviel Euro Stundenlohn ist nach Ihrer Auffassung die Würde des Menschen verletzt?
Was werden Sie konkret gegen Lohndumping unternehmen, damit die Würde des Menschen bei Unternehmen wie Car-Wash, Schlecker oder Lidl unterbunden wird?
Warum sind Sie gegen Mindestlöhne, wie es den Mindestlohn in 20 der 28 EU-Länder bereits gibt?
Glauben Sie wirklich, daß wir noch in einer Demokratie leben. Bewegen wir uns nicht in die Richtung Timokratie? Was kann man gegen diese Strömung unternehmen?
Sehr geehrter Herr Müller,
wir fordern bis zum Ende der Legislaturperiode einen gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn von 10 Euro brutto die Stunde. Mit anderen Worten sind wir der Auffassung, dass ein Betrag darunter die Würde des Menschen verletzt.
Immer wieder haben wir Anträge und Vorschläge in den Bundestag eingebracht, um Lohndumping zu unterbinden. Von der Mehrheit des Bundestages werden diese Anträge abgelehnt. Leiharbeit, wie sie von Schlecker und anderen genutzt wird, ist nicht hinnehmbar. Niemals sind wir gegen Mindestlöhne aufgetreten, ganz im Gegenteil. Auch ich selbst habe immer wieder einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn gefordert.
Wir haben noch eine Demokratie in der Politik, aber nicht in der Wirtschaft. Das ist das entscheidende Problem. Die Wirtschaft dominiert die Politik und nicht die Politik die Wirtschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi