Frage an Gregor Gysi von Patrick R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Gysi
Sie stehen dafür ein, dass Länder wie die USA und natürlich auch Deutschland sich nicht militärisch in die Belange von Diktaturen einmischen sollen, obwohl dort gegen Menschrechte am laufenden Band verstoßen wird. Sie sehen in der militärischen Konfliktbewältigung eine "Spirale der Gewalt", die die Situation der Zivilbevölkerung vielmehr verschlechtert und gar nicht erst die Probleme der Länder wie Afgahnistan, Irak oder gewissen afrikanischen Ländern verbessern kann.
Nun halte ich ihre Argumentation für schlüssig, blicke in diesem Zusammenhang jedoch auf unsere deutsche Geschichte zurück und frage sie, ob es immer ohne militärischen Druck funktionieren kann?
Schließlich bestehen berechtigte Zweifel, ob das tausendjährige Reich noch bestünde, wenn die Amerikaner sich nicht in den Krieg eingemischt hätten und ihre demokratischen Ideen in Deutschland verbreitet hätten.
Es bestehen berechtigte Zweifel, ob die Demokratie in der Form in der sie jetzt besteht, in Europa Fuß gefasst hätte, wenn Amerika der Sowjetunion nicht die Stirn geboten hätte.
Hätten sie auch zu dieser Zeit für eine Selbstbefreiung Deutschlands plädiert, oder gibt es gar doch Situationen in denen auf militärische Interventionen nicht verzichten werden kann und darf??
Ich freue mich auf eine Antwort und hinterlasse trotz meiner Kritik ein Dankeschön, dass sie sich so energisch für den Frieden in der Welt engagieren.
Mit freundlichen Grüßen
interessierter Wähler :)
Sehr geehrter Herr Reinke,
Ihre Nachricht vom 12.11. hat mich erreicht. Der Fall von Deutschland unterscheidet sich deshalb, weil Deutschland einen Aggressionskrieg führte und sich die anderen Länder in einem Verteidigungskrieg befanden. Einen Verteidigungskrieg halte ich immer für berechtigt, auch heute. Wenn jemand die USA überfiele oder Deutschland überfiele, dürfen sich beide Länder auch militärisch dagegen wehren. Das regelt auch die Charta der Vereinten Nationen. Wegen der Menschenrechtsverletzungen wäre übrigens niemand in Nazi-Deutschland einmarschiert. Das Ganze kam eben nur im Rahmen eines Verteidigungskrieges gegen die deutsche Aggression zustande.
Selbstverständlich haben die USA und die UDSSR sich gegenseitig die Stirn geboten, aber immerhin keinen Krieg gegeneinander geführt. Dagegen wäre ich auch immer aufgetreten, aber Auseinandersetzungen müssen geführt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi