Frage an Gregor Gysi von Yannick M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Gregor,
interessiert habe ich letztens ein Interview mit Hans Modrow in der Tageszeitung der Linkspartei "Neues Deutschland" gelesen. In diesem sagt er u.a.:
"Kurz gesagt ist für mich das Wichtigste, dass die Volksrepublik China besteht, eine beeindruckende Entwicklung erlebt und sich auf einen Sozialismus chinesischer Prägung orientiert."
Was sagst du dazu? Würdest du bei den Menschenrechtsverletzungen, die China begeht und bei der Zensur und den Repressalien die dort bestehen, von einem Sozialismus sprechen?
Desweiteren antwortet er auf die Frage:
Wie sollte man sich Ihrer Meinung nach gegenüber Defiziten und Problemen des Landes verhalten?
"Die chinesische Seite verschließt sich sachlichen Debatten über kritische Fragen nicht. Sie erkennt nach meinen Eindrücken auch, dass selbst gewaltige Aufwendungen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen der nationalen Minderheiten nicht alle Probleme lösen. Aber der Blick allein auf Defizite und Probleme ergibt kein Bild der Volksrepublik China. Wer die andere Dimension von Entwicklung, die hier vor sich geht, nicht begreift und achtet, wird hinter den Erfordernissen des Zusammenlebens auf dieser Erde weit zurückbleiben."
Hie gilt kein Wort den Menschrechtsverletzungen, der Zensur etc. Ich finde das ziemlich erschreckend, da er dies anscheinend nicht als Defizit oder Problem wahrnimmt.
Was sagst du dazu und wie ist deine Meinung bezüglich des Themas?
Hallo Yannick,
Deine Nachricht vom 15.10. hat mich erreicht.
Mehrfach habe ich die Volksrepublik China besucht und dabei regelmäßig sämtliche Fragen aufgeworfen. Es ging um weltpolitische Fragen, um ökonomische, soziale, politische und auch um Menschenrechtsfragen. Ich denke, nur wenn man die Dinge im Zusammenhang nennt und sieht, kann man sich der Wahrheit einigermaßen nähern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi