Frage an Gregor Gysi von Michael H. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Gysi,
ich schreibe derzeit eine Diplomarbeit zum Thema „politischer Sprachgebrauch und Gesellschaft in Bezug auf das deutsche Militärengagement in Afghanistan“.
Im Zentrum meiner Untersuchung steht also die Gesellschaft als Adressat von Politik und folglich auch die Gründe für und die Konsequenzen von politischem Sprachgebrauch.
Im Zusammenhang meiner Recherche und einer Befragung von Mitgliedern im Verteidigungsausschuss ist mir aufgefallen, dass ihre Partei als einzige von einem Krieg in Afghanistan spricht. Der Verteidigungsminister hingegen spricht von einem Stabilisierungseinsatz und rechtfertigt seine Wortwahl juristisch.
Abgesehen von richtig oder falsch in Bezug auf Krieg oder nicht Krieg untersuche ich folgende These, die behauptet, dass sich hinter diesem Sprachgebrauch auch noch eine andere Wahrheit befindet.
Meine These ist, dass es sich, angesichts einer als postheroisch definierbaren Gesellschaft in Deutschland, eine Regierung nicht erlauben kann von Krieg zu sprechen, wenn sie nicht leichtfertig Wähler und somit politische Macht verlieren will.
In diesem Zusammenhang würde mich Ihre Meinung interessieren.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Heinrich
Sehr geehrter Herr Heinrich,
selbstverständlich scheut die Regierung den Begriff Krieg, weil es höchst ungünstig klingt, einen Krieg zu führen. Diesbezüglich war Schröder noch ehrlicher. Beim Krieg gegen Jugoslawien sprach er eines Tages davon, dass es sich tatsächlich um einen Krieg handele.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi