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Frage von Siva H. •

Frage an Gregor Gysi von Siva H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Gysi,

da Sie sich mehrmals für ein sofortigen Afghanistanabzug ausgesprochen haben, würde ich mich interessieren, welche Alternative Sie in petto halten. Ihre bisherigen Begründungen sind mir geläufig. Unter Anderem vertreten Sie den Standpunkt, dass "militärische Gewalt", Gegengewalt erzeugt und somit kontraproduktiv sei. Sie setzten eher auf eine gut strukturierte Aufbau arbeit. Hier meine Fragen:

-Da ich selber aus Afghanistan stamme, bin ich gespannt auf ihr Konzept gespannt, wie Sie Aufbau arbeit in Afghanistan leisten wollen ohne den Aufbauhelfern, die zweifelsohne aus entwickelten Ländern kämen, einen robusten Schutz zu geben?

-Haben Sie keinerlei Befürchtungen, dass nach einem durch den Abzug entstehendes Machtvakuum, nicht die selben unheilvollen Kräfte an die Macht kommen, die das Land zwischen 1996 bis 2001 wortwörtlich vergewaltigt haben?

- Glauben Sie nicht, dass Afghanistan wieder ein Safe-Haven für internationale Terroristen wird?

Mit freundlichen Grüßen

Siva Heraty

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Heraty,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wenn es zuträfe, dass die alten Machtstrukturen nach dem Abzug der Bundeswehr sich wieder herstellen würden, hieße das ja, dass in den vergangenen acht Jahren nichts aber auch gar nichts passiert ist. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Mehrheit von Kräften in Afghanistan gibt, die keine Talibanherrschaft wollen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir ihnen helfen müssen zur Selbstbefreiung. Ein ehemaliger Bundeswehrarzt, der Schulen im Süden aufbaut, erklärte mir, dass das nur dann gelänge, wenn keine Soldaten in der Nähe wären. Er schildert mir also umgekehrte Erfahrungen.

Letztlich muss es darum gehen, die Selbstbefreiung der Völker zu organisieren.

Es gibt noch 12 Staaten, in denen Frauen gesteinigt werden. Soll die Bundeswehr in all diesen Staaten einmarschieren? Das wäre doch keine Lösung. Die Lösung besteht in einer gerechten Weltwirtschaftsordnung, einer intensiven Entwicklungszusammenarbeit, einem neuen Dialog zwischen unterschiedlichen Religionen und Kulturen. Dem Terrorismus muss der Boden entzogen werden. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass der Einmarsch nicht wegen der Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan erfolgte, sondern wegen der Terroranschläge in den USA. Und ich bin eben davon überzeugt, dass man mittels Krieg niemals Terror bekämpfen kann, sondern neue Bereitschaft zum Terrorismus erzeugt.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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