Frage an Gregor Gysi von Ingo M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
in der Antwort auf eine Frage vom 25.08. bezüglich des Abzuges aus Afghanistan wird aufgeführt, dass die Taliban von den USA aufgerüstet wurden, weitere Unrechtsregime bestehen und der Aufbau in dem Land zu wenig fortgeschritten ist.
Das ist alles richtig, nur ergibt sich daraus keine Antwort auf die Frage, warum die Taliban im Falle eines Abzugs der ausländischen Truppen (sei dies nun sofort oder in einem Jahr) den zivilen Aufbau des Landes ohne militärischen Schutz akzeptieren und nicht versuchen sollten, gewaltsam wieder die Macht im Lande zu erringen.
Könnten Sie bitte die von Ihnen in der Antwort erwähnten „Ideen und Möglichkeiten“, warum dies nicht der Fall sein sollte, präzisieren? Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Merck
Sehr geehrter Herr Merck,
es ist nicht die Aufgabe der Bundeswehr, weltweit für die Durchsetzung der Menschenrechte zu sorgen. Ich betone, es gibt 12 Staaten (einschl. Afghanistan) in denen Frauen gesteinigt werden. Soll überall die Bundeswehr einmarschieren? Organisiert werden muss die Selbstbefreiung des Volkes. Es gibt eine Mehrheit von Afghanen, die keine Talibanherrschaft wollen. Sie müssen unterstützt werden, und zwar in jeder Hinsicht. Außerdem gäbe es die Möglichkeit, die Rückkehr vieler Taliban aus Pakistan einigermaßen zu verhindern. Letztlich schildern mir Personen, die zivile Aufbauarbeiten leisten, dass dies viel besser ohne Soldaten ginge. Eine Gegenfrage darf ich aber trotzdem stellen. Was ist eigentlich in den letzten acht Jahren in Afghanistan passiert, wenn nur die alte Herrschaft wieder entstünde. Heißt das, dass gar nichts aufgebaut wurde? Woher nehmen Sie dann die Sicherheit, dass in den nächsten acht Jahren etwas wirksames passiert? Der amerikanische Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen hat erklärt, dass dann, wenn zwei Taliban getötet werden, acht neue entstehen. Wie wollen Sie das verhindern?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi
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