Frage an Gregor Gysi von Björn F. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
Ihrer Meinung nach kann man in Deutschland für Wachstum sorgen, indem man die Binnennachfrage mithilfe eines flächendeckenden Mindestlohns ankurbelt. "Die Linke" fordert zehn Euro pro Stunde. Warum so sparsam? Wenn Löhne oberhalb des Gleichgewichtslohns tatsächlich zu mehr Wachstum und damit mehr Beschäftigung führt, warum fordern Sie dann nicht gleich 50 Euro pro Stunde? Oder 100?
Beste Grüße
Björn Felber
Sehr geehrter Herr Felber,
Ihre - wohl leicht sarkastische - Nachricht vom 11.9. hat mich erreicht. Darf ich Sie darauf hinweisen, dass der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn in Großbritannien und Frankreich bereits bei über 8 Euro liegt.Darf ich Sie ferner darauf hinweisen, dass Unqualifizierte in Luxemburg einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von über 9 Euro und Qualifizierte (ab Facharbeiterin und Facharbeiter) einen solchen von über 11 Euro erhalten. Es funktioniert in 21 Mitgliedsländern der EU. Nur Deutschland will davon nichts wissen. Im übrigen fordern wir die 10 Euro nicht für sofort, sondern im Zuge der nächsten Legislaturperiode, d.h. spätestens nach Ablauf von vier Jahren. Bis dahin könnte man sich schrittweise einem solchen flächendeckenden Mindestlohn nähern. Richtig ist allerdings, dass ein solcher Mindestlohn insgesamt zu Lohnsteigerungen und damit auch zu einer Steigerung der Kaufkraft und damit des Verkaufs von Dienstleistungen und Waren führte. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Bestverdienende mehr Geld nicht ausgeben, sondern damit eher spekulieren. Gering oder durchschnittlich Verdienende setzen höheres Geld in der Regel unmittelbar ein, zum Erwerb von Waren und Dienstleistungen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi