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Gregor Gysi
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Frage von Bernhard M. •

Frage an Gregor Gysi von Bernhard M. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Gysi,

ich befürworte sehr ihren Parteikurs, die steuerlichen Lasten in der Bevölkerung sozial gerechter zu verteilen. Zu diesem Thema habe ich folgende Frage:

Ihr Parteikollege Lafontaine kritisiert auf Parteiveranstaltungen immer wieder hohe Renditeforderungen von Aktionären & Unternehmen (namentlich die Deutsche Bank AG und ihre angestrebte Eigenkapitalrendite von 25%).

Jetzt ist es so, dass Die Linke in ihrem Wahlprogramm einen Spitzensteuersatz von 53% ab 65.000 EUR Einkommen fordert und eine Vermögensteuer von 5% ab 1 Mio. EUR.

Was bedeutet das in der Realität? Angenommen der Inhaber eines mittelständischen Familienunternehmens erwirtschaftet eine Rendite von "nur" 5% p.a. auf sein Kapital von 2,0 Mio EUR. Sind 100.000 EUR pro Jahr.

Dem linearen Steuertarif ihrer Partei nach sind darauf 53% Einkommensteuer zu entrichten, also 53.000 EUR. Verbleiben als Netto-Einkommen 47.000 EUR. Das Vermögen beträgt zum Jahresende demnach 2.047.000 EUR.

Die Vermögensteuer sieht einen Freibetrag von 1 Mio. EUR vor. Das Vermögen von 1,047 Mio EUR darüber hinaus ist mit 5% zu versteuern. Ergibt eine zu zahlende Vermögensteuer von 52.350 EUR.

Das bedeutet eine Steuerbelastung von 47.000 + 52.350 EUR = 99.350 EUR für Einkommen- und Vermögensteuer. Bei Einkünften von 100.000 EUR.

Was die Gier der Großkonzerne betrifft, teile ihr die Meinung ihrer Partei. Der Mittelstand in Deutschland ist mir wichtig, da er die meisten Arbeitsplätze bereitstellt. Das von ihrer Partei ausgearbeitete Steuermodell kann von mir nicht als sozial gerecht betrachtet werden. Es führt dazu, dass die Renditeforderungen der Unternehmen weiter steigen werden, was zu Lasten der Beschäftigten geht (Lohnkürzungen, Verlagerung ins Ausland).

Ich betrachte 5% Rendite und 2 Mio Vermögen im Mittelstand als noch akzeptabel. Ich arbeite selbst bei einem sehr fairen Mittelständler.

Wie stehen sie dazu? Eine Antwort noch vor der Bundestagswahl begrüße ich sehr.

Viele Grüße
B. Müller

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Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 4. September. Zunächst fordern wir für die Einkommensteuer einen höheren Grundfreibetrag und dann eine lineare Linie. Wenn jemand 100.000,00 € pro Jahr verdient, muss er nicht 53.000,00 € bezahlen. Der Spitzensteuersatz gilt ja erst ab 65.000,00 €. Faktisch führt dies übrigens dazu, dass jemand bis 72.000,00 € Verdienst weniger zahlt als heute und erst, wenn er mehr als 72.000,00 € verdient, mehr bezahlen muss. Bei Eheleuten bedeutet dies, dass sie bis 144.000,00 € weniger und bei mehr als 144.000,00 € Einkommen mehr zu bezahlen haben.

Beim Vermögen zählt auch nur das Privatvermögen, nicht das Betriebsvermögen.

Inzwischen gibt es übrigens ein Verein von Millionären, der fordert, dass sie auf ihr Privatvermögen von mehr als 500.000,00 € bereits eine Vermögenssteuer zu bezahlen haben, allerdings nur von 4 %. Weit entfernt ist der Verein von unseren Vorstellungen also nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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