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Gökay Akbulut
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Frage von Jasmin J. •

Frage an Gökay Akbulut von Jasmin J. bezüglich Gesundheit

Warum haben Sie gegen die Widerspruchslösung für Organspenden gestimmt?

Ist es wirklich nicht möglich, wie alle anderen europäischen Länder auch dass man einmal im Leben gezwungen wird, sich mit einer so wichtigen Frage auseinanderzusetzen???

Die Mehrheit der Bundesbürger war laut Umfragen FÜR die Widerspruchslösung.

Schade dass Sie sich nicht um den Willen Ihrer Bürger kümmern!

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau J. J.,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworte.

Die Entscheidung für die Neureglung der Organspende war für mich als Abgeordnete nicht leicht zu treffen. Eine so weitreichende Gewissensentscheidung, über das was nach dem Tod mit uns und unseren Körpern passiert, darüber habe ich mir viele Expert*innen-Meinungen angehört.
Nach reichlicher Überlegung habe ich mich für die Zustimmungslösung und gegen die Widerspruchlösung entschieden. Der Mensch steht im Mittelpunkt und für mich ist bei der Neuregelung der Organspende am wichtigsten, dass unsere Selbstbestimmung für jeden Einzelnen garantiert sein muss.
Es ist dramatisch, dass so viele Menschen auf eine Organspende warten. Auch ich wünsche mir, dass mehr Menschen sich als Organspender*innen registrieren lassen. Und das können wir ändern, alle gemeinsam, in dem wir als mündige Bürger*innen einen Organspende-Ausweis ausfüllen und mit uns führen.
Hier erhalten Sie einen Organspende-Ausweis:
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-download-und-bestellen.html

Wie im Vorschlag der Widerspruchslösung, keinen Widerspruch als eine Zustimmung zu werten, empfinde ich als falsch. Für zahlreiche Menschen in Deutschland, die Angst vor Behördengängen haben, die ihre Post nicht mehr öffnen, die vielleicht keinen festen Wohnsitz haben oder gar die deutsche Sprache noch nicht ausreichend beherrschen, muss eine Neuregelung Aufklärung bieten und Selbstbestimmung garantieren.
Im Fall von Schutzsuchenden, die in Deutschland Asyl beantragt haben und Behördengänge mit existentiellen Fragen des Aufenthalts, einer Familienzusammenführung oder gar einer drohenden Abschiebung verknüpfen, ist es nicht ratsam die Abfrage über die Bereitschaft einer Organspende über den Weg eines Behördengangs zu verknüpfen. Aber eine Abfrage muss es geben oder eine aktive Entscheidung für die Zustimmung zur Organspende.
Nicht nur Menschen mit Fluchterfahrungen, viele Menschen in Deutschland erleben Behördengänge als angstbesetzte und erniedrigende Erfahrungen.
Die Bereitschaft über Organspende zu entscheiden, könnte durch die vorbelasteten Behördenerfahrungen negative Auswirkungen haben. Entweder im Sinne einer hohen Ablehnungsquote, weil Menschen sich vor Eingriffen in ihre Privatsphäre von Behördenseite aus schützen wollen. Oder im Sinne einer unbedachten Zustimmung im Sinne des vorrauseilenden Gehorsams, weil ein Behördengang und eine damit verknüpfte Frage etwa bei der Ausländerbehörde gar als verpflichtende Voraussetzung für einen Aufenthalt in Deutschland empfunden werden könnte.

Der Gesetzesentwurf der die Zustimmungspflicht fordert und den Menschen wirklich die Wahl lässt ist daher der, für den ich mich entschieden habe. Die Zustimmungspflicht garantiert das höchste Maß an Selbstbestimmung.

Mit freundlichen Grüßen,

Gökay Akbulut

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