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Gesine Multhaupt
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Frage von Katharina M. •

Frage an Gesine Multhaupt von Katharina M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Gesine!

Ich habe mir ein paar Gedanken ueber das deutsche Bildungssystem gemacht.
Im Moment sieht es doch so aus:

Ein Kind aus gutem Mittelstand Geht zur Schule Findet mit etwas Glueck einen Ausbildungsplatz oder studiert Arbeitet und wird damit zum Steuerzahler - also das was wir alle wollen.

Ein Kind aus der "sozialen Unterschicht" Geht zur Schule Wiederholt ein paar Klassen Findet keinen Ausbildungsplatz Wird arbeitslos (und bekommen Geld vom Steuerzahler) Setzt Kinder in die Welt weil sie dann mehr Geld bekommen

Und diese Kinder wiederholen dann das Schema.

Sicher gibt es Ausnahmen, aber im Regelfall konnte ich das schon einige Mal in meinem Bekanntenkreis so beobachten. Da frag ich mich doch, was gedenkt "die Politik" dagegen zu tun? Die Ursachen sind vielfältig, aber ich denke dass die Schule viel damit zu tun hat. Eine individuellere Foerderung des einzelnen Schuelers wuerde vieles besser machen. Frontalunterricht ist passè, das muss nicht mehr sein.

Wie ist deine Meinung dazu?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Meyer, liebe Katharina,

vielen Dank für Deine Anfrage. Deine Beobachtungen zum deutschen Bildungssystem sind natürlich richtig. Das deutsche Bildungswesen bekommt regelmäßig -- und das zu recht -- ein schlechtes Zeugnis ausgestellt -- zuletzt durch den Nationalen Bildungsbericht 2008. Darin steht es ausgewiesen: Deutschland bietet keine gleichen Chancen. Die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern keine höhere Bildung haben, deren Eltern nicht so viel Geld haben und deren Eltern nicht aus Deutschland stammen, schneiden in den Schulen meist schlechter ab. Nicht weil sie dümmer sind, sondern weil sie in der Schule nicht ausreichend gefördert werden. Dies setzt sich, wie Du auch treffend angemerkt hast, nach der Schule fort. Fast alle Kinder aus Beamtenfamilien, bei denen der Vater einen Hochschulabschluss hat, studieren, wohingegen nicht einmal jedes fünfte Kind aus Arbeiterfamilien ein Studium aufnimmt.
Gesamtgesellschaftlich gesehen ist dies ein Skandal und es müssen alle Mittel angewandt und alle Wege gegangen werden, um Chancengleichheit und letztendlich auch soziale Gerechtigkeit in unserem Land herzustellen.

Die SPD tritt nicht erst seit gestern dafür ein. Es liegen auch nicht erst seit gestern konkrete Vorschläge auf dem Koalitionstisch, wie die Bildungsmisere abgewendet werden kann.

Meine Partei hat sehr genaue Vorstellungen von guter und zielführender Bildungspolitik. Dabei lautet unser Motto: Beste Bildung von Anfang an. Wir wollen Kinder von klein auf fördern.

Das beginnt bei der Kinderbetreuung, bei welcher wir den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr durchgesetzt haben. Durch eine möglichst frühe Förderung der Kleinsten wird mehr Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet.

Das setzt sich mit der schulischen Bildung fort. Hier hat das starr gegliederte Schulsystem zur sozialen Spaltung der Gesellschaft beigetragen. Wir wollen dagegen integrative Schulformen ausbauen und neue Strukturen schaffen. Darunter fällt das SPD-initiierte Ganztagsschulprogramm. In Ganztagsschulen können Schülerinnen und Schüler durch die erweiterte Lernzeit und eine veränderte Lernkultur besser gefördert werden. Die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen soll außerdem durch kleinere Klassen, mehr Personal und einen Ausbau der Schulsozialarbeit, ergänzt werden. Wir wollen auch erreichen, dass der Bund künftig für bedürftige Kinder die Ausstattung mit Schulmaterialien übernimmt.

Das Stichwort "Schüler-BAföG" halte ich ebenfalls für sehr bedeutsam. Die Förderung von Schülerinnen und Schülern aus einkommensschwachen Familien ab dem 11. Schuljahr soll dazu dienen, die Zahl der Hochschulzugangsberechtigten zu erhöhen und letztendlich den sozialen Ausgleich zu stärken.

Beim Thema Hochschulpolitik setzt sich die SPD ganz entschieden gegen Studiengebühren ein. Denn Studiengebühren können sich Studierende nur leisten, wenn es der Geldbeutel der Eltern hergibt. Oder, wenn sie das Risiko der Schuldenaufnahme eingehen. Das ist keine Chancengleichheit (und genau deshalb gibt es sie in den SPD-regierten Ländern auch nicht). Das wollen die Bildungsministerin Schavan und ihre Kollegen von der CDU/CSU aber leider nicht einsehen.

Insgesamt muss man es so sehen wie es ist. Der Koalitionspartner und sein Bildungsministerium haben erschreckend wenig Ideen, Konzepte und konkrete Vorschläge, die dazu beitragen können, die Chancenungleichheit in unserem Land zu verringern. Ich hoffe jedoch, Dir vor Augen geführt zu haben, wie sehr meine Partei für eine Verbesserung der von Ihnen festgestellten Schieflagen in unserem Land einsteht. Das Ziel, eine sozial gerechtere Bildungslandschaft zu schaffen steht bei uns ganz oben auf der Agenda.

Mit freundlichen Grüßen,

Gesine Multhaupt