Frage an Gerhard Zickenheiner von Edgar F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Zickenheiner,
über 20.000 Wahlberechtigte haben an alle Bundestagsabgeordneten 16 Fragen zum Klimawandel gestellt ( https://www.klimafragen.org/#questions ), weil sie verunsichert sind, ob die auch von Ihrer Partei vertretene These vom menschenverursachten Klimawandel zutrifft.
Diese Verunsicherung besteht, weil eine angebliche „97-Prozent-Übereinstimmung“ von Wissenschaftlern ( https://www.eike-klima-energie.eu/2019/03/28/studien-der-97-prozent-mythos/ ) nichts aussagt in Anbetracht der ebenso großen Übereinstimmung bei der irrigen These des geozentrischen Weltbildes (https://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild). Vertreter des heliozentrischen Weltbildes (https://de.wikipedia.org/wiki/Heliozentrisches_Weltbild) wie z.B. Galileo Galilei wurden damals von der Inquisition der Häresie angeklagt, so wie heute Menschen, die der These, dass der tatsächlich bestehende permanente Klimawandel menschenverursacht sei, nicht zustimmen, ausgegrenzt werden.
Meine Frage an Sie:
Werden Sie die o. e. Fragen der Wahlberechtigten beantworten? Wenn nein, warum nicht?
Mit freundlichen Grüßen
E. F.
Sehr geehrter Herr F.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die vorliegenden wissenschaftlichen Fakten und Daten geben überhaupt keinen Anlass am fortschreitenden, vom Menschen verursachten Klimawandel und dessen Auswirkungen zu zweifeln. Der Weltklimarat IPCC hat dies in seinem Sonderbericht zur Erderwärmung vom August 2019 abermals klar bestätigt. Der globale Temperaturanstieg in Bodennähe hat demnach bereits heute 1,53 Grad erreicht. Unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen liegt der Anstieg der weltweiten Mitteltemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit bei knapp 0,87 Grad. Das vergangene Jahrzehnt war dabei das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die Raumfahrtbehörde NASA und die amerikanische Behörde für Ozeanforschung (NOAA) just in diesem Monat übereinstimmend und unabhängig voneinander festgestellt haben.
Die Wissenschaftler*innen des Weltklimarats warnen zudem, dass die Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren in den kommenden Jahrzehnten nicht zuletzt rund ums Mittelmeer weiter zunehmen werden. Darüber, dass das massiv von Menschen eingebrachte CO2 neben anderen Treibhausgasen wie Methan, Lachgas und den sog. F-Gasen maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich ist, gibt es in der Klimawissenschaft keinen Zweifel. Jede globale Klimaveränderung kann letztlich nur aus einer Veränderung der Strahlungsbilanz an der Oberkante der Atmosphäre erklärt werden. Die Grundlage dafür ist der erste Hauptsatz der Thermodynamik zur Energieerhaltung. Für eine solche Änderung der Strahlungsbilanz gibt es insgesamt nur drei Möglichkeiten:
1.) die Veränderung der Sonneneinstrahlung auf die Erde,
2.) die Veränderung des reflektierten Anteils des Sonnenlichtes von der Erde, z.B. durch eine veränderte Reflektion durch Entwaldung oder Wolkenbildung und
3.) die Zunahme an Treibhausgasen. Die einzelnen Beiträge sind messbar und entsprechend in den Berichten des IPCC mit den jeweiligen Unsicherheitsspannen angegeben. Die Treibhausgase sind dabei eindeutig der dominante Faktor.
Vor diesem Hintergrund ist der jüngste IPCC-Sonderbericht "Ozean und Kryosphäre" vom September 2019 ein erneuter Hilferuf der Wissenschaft an die Politik und die Regierungen dieser Welt. Aufgrund der sich zuspitzenden Klimakrise kollabieren unsere Meere, wir beklagen einen dramatischen Verlust der weltweiten Korallenriffe als direkte Folge von erhitzten und versauerten Meeren. Sauerstoffarme Todeszonen wie in der Ostsee breiten sich weltweit aus und Fischbestände brechen vollständig ein. Nicht zuletzt droht hunderten Millionen Menschen im Zuge des Meeresspiegelanstiegs der Verlust ihrer Heimat. Die unmissverständlichen Daten des Weltklimarats sind ein neuer Tiefpunkt und ein Zeugnis für politisches Versagen. Ihr jüngster Bericht fasst, wie beschrieben, den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen. Dafür wurden von 104 Wissenschaftler*innen insgesamt 6.981 wissenschaftliche Publikationen zum Thema ausgewertet. Dieser aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisstand ist die Grundlage meines und unseres politischen Handelns als Fraktion, alles andere wäre unverantwortlich.
Ein generelles Wort noch zur Skepsis: Skepsis ist grundsätzlich gut und wichtig, sie muss aber auch begründet werden und einer Überprüfung standhalten. Zweifel am Klimawandel werden aber in der Regel erst gar nicht an den vorhandenen Daten festgemacht oder wenn doch, dann handelt es sich bei den ausgewählten Daten fast immer um sogenannte "Rosinenpickerei". Das heißt, Daten werden so ausgewählt und präsentiert, dass die gewünschte Aussage eintrifft. Dies hat aber mit wissenschaftlichem Arbeiten nichts zu tun - so wie im Übrigen auch Galileo Galilei nicht von Wissenschaftler*innen zum Widerruf gezwungen wurde, sondern von Menschen, die Glauben und dessen unwissenschaftliche Auslegung über die Wissenschaft stellten.
Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Zickenheiner