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Gerhard Lein
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Frage von Torsten S. •

Frage an Gerhard Lein von Torsten S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Lein!
Ich unterstütze den Ansatz Inklusion grundsätzlich nicht in Frage zu stellen. Allerdings ist es meiner Kenntnis nach so, dass die bestehende erfolgreiche integrierende (ggf. inklusive) Arbeit an Hamburger Schulen nicht ausgebaut, sondern gänzlich auf den Kopf gestellt wird.

So werden integrative Regelklassen nicht mehr mit einem festen Team aus Tutor, Sonder- und Sozialpädagogen ausgestattet werden, sondern die Schülerinnen und Schüler erhalten Unterstützung nach individueller Zuweisung (Stundenzahl und Sonderpädagogen) .

Das kann im Extremfall bedeuten, dass zwar kein Sonderpädagoge im Team ist, dafür aber vier verschiedene Sonderpädagogen in einzelnen Stunden über die Woche verteilt für je einen Schüler zur Verfügung stehen. Das lässt mich als langjährigen Tutor von Integrationsklassen schaudern, da ich große Probleme sehe, zukünftig die notwendigen Absprachen mit meinen Sonderpädagogik-Kollegen treffen zu können. Schließlich werden diese für einzelne Schüler an mehreren Standorten eingesetzt.

Sehen Sie dort trotz des Schulfriedens Handlungsspielraum und -bedarf?

Darüber hinaus bitte ich Sie die Position der SPD zum Thema Schulschwimmen darzulegen.

Der durch CDU-Mehrheit geprägte Senat hat vor einigen Jahren die Privatisierung des Schwimmunterrichts an Hamburger Schulen beschlossen und trotz desolater Ergebnisse an diesem Spar-Modell festgehalten. Kürzlich wurden zum wiederholten Male die dafür notwendigen Verträge verlängert, obwohl die Nichtschwimmerquote immer deutlich über den Vorgaben der Behörde und den Ergebnissen des durch Schulpersonal erteilten Schwimmunterrichts lag.

Wie und in welchem Zeitfenster möchte die SPD hier handeln?

Mit freundlichen Grüßen
Torsten Schulz

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schulz,

wenn wir die Diskussion um Inklusion der letzten Monate verfolgen, und dabei das Regierungshandeln (schwarz-grün und jetzt schwarz) im Blick haben, teile ich ihre Sorge. Wir Sozialdemokraten haben klipp und klar erklärt, dass wir die Integrationsklassen und die integrativen Regelschulen als Modelle dafür sehen, wie Inklusion fortgeführt werden soll. Bei erheblicher Ausweitung der Nachfrage durch den Rechtsanspruch der Eltern auf integrative Beschulung für ihr behindertes oder von Behinderung bedrohtes Kind müssen wir allerdings viele Schulen gewinnen, deren Personal sich dieser Aufgabe stellt. Das gibt zweifelsohne Übergangsprobleme. Als langjähriger Klassenlehrer von Integrationsklassen wissen Sie sicherlich auch, dass es auch an den bisherigen Standorten ab und an Probleme mit einer wechselnden Anforderungen gerecht werdenden Fachpersonal-Versorgung gibt. Die derzeitige Regierung hat zugesagt, allen Schulen, die neu starten, eine Anschubfinanzierung im Umfang einer halben Lehrerstelle extra zuzuweisen. Gut so! Dazu muss dann selsbstverständlich die Normalausstattung für diese beiden bekannten Varianten kommen.

Sie sprechen in dem Zusammenhang den sog. Schulfrieden an. Nicht "trotz des Schulfriedens" können und müssen wir in Sachen Integration/Inklusion handeln. Der Schulfrieden gilt ausschließlich der Frage Schulstrukturveränderung zwischen den Systemen Grundschule, Stadtteilschule, Gymnasium. Alle anderen Schulsystemfragen sind davon nicht berührt. Wir können (und müssen) also die Ärmel aufkrempeln und gemeinsam für eine angemessene Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in unserem § 12 des Schulgesetzes sorgen.

Ihre zweite Frage zum Schulschwimmen will ich auch gerne beantworten. Die SPD hat der seinerzeitigen Privatisierung des Schulschwimmens (durch die CDU-Senatorin Dinges-Dierig) nicht zugestimmt. Die GAL hatte sich mit diesem outgesourcsten Schwimmunterricht in der Koalition mit der CDU dann scheinbar abgefunden, die schlechten Ergebnisse sogar im Parlament verteidigt.

Der Landesparteitag der SPD hat am 27.2.2010 einem Antrag, das Schulschwimmen wieder zu einem integralen Teil des Schulsportunterrichts zu machen, zugestimmt (wenn ich richtig erinnere, mit sehr großer Mehrheit).
http://www.spd-hamburg.de/cms/fileadmin/LO/Dokumente/Parteitage/270210/Beschluesse/L_6_Schulschwimmen.pdf .

Von Parteitagsbeschlüssen zu Regierungshandeln ist zwar immer ein Weg. Aber angesichts des unbefriedigenden Zustands beim derzeitigen Schwimmunterricht wird die neue Regierung handeln müssen. Wie und in welchem Zeitfenster, so fragen Sie; das kann ich Ihnen derzeit nicht genau beantworten.

Ich bedanke mich für die Fragen und bitte Sie um Verständnis, dass die Antwort etwas ausführlicher ausfällt (ausfallen muss), und Kurzantworten mit Ja/Nein/Datum derzeit nicht möglich sind.

Ihr Gerhard Lein