Frage an Gerd Lippold von Gernot H. bezüglich Familie
Welche Position nehmen sie in der Frage der Impfpolitik ein?
Sehr geehrter Herr Heinze,
wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch Menschen, die beispielsweise aufgrund ihres Alters oder bestimmter Vorerkrankungen nicht geimpft werden können. Impfen ist deswegen auch ein Gebot der Solidarität. Je mehr Menschen geimpft sind, umso weniger können gefährliche, ansteckende Krankheiten übertragen werden.
Deshalb wollen wir durch Aufklärung und Transparenz die Impfquote verbessern. Und die Zahlen geben uns Recht: Waren es 2004 gerade einmal 65,7 Prozent aller einzuschulenden Kinder, die die zweite, für den garantierten Schutz notwendige Masernimpfung erhielten, sind es inzwischen bundesweit 92,4 Prozent. Statt wie die schwarz-rote Bundesregierung die Gelder für Aufklärungskampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung um eine Million Euro zu kürzen, fordern wir deutlich mehr zielgruppenspezifische Maßnahmen auch und besonders für Erwachsene.
Die kommunalen Gesundheitsämter könnten mit mehr (Beratungs-) Personal zum Beispiel auf Elternabenden von Kitas und Schulen über das Impfen aufklären. Die Impfberatung von Flüchtlingen könnte ebenfalls besser organisiert werden.
Diese Beratung sollte die Vorteile, aber auch (seltene) Risiken von Impfungen umfassen und die von Eltern vorgebrachten Bedenken ernst nehmen. Transparenz brauchen wir auch hinsichtlich der Impfziele und des Zustandekommens der Impfempfehlungen durch die Ständige Impfkommission (STIKO).
Eine allgemeine Impfpflicht halten wir für kontraproduktiv. Viele Eltern können durch Aufklärung überzeugt werden, eine Pflicht zur Impfung könnte sie hingegen abschrecken. Gerade weil manche Impfungen nicht nur Schutz, sondern auch Risiko bedeuten können, muss eine freie, selbstbestimmte Impfentscheidung erhalten bleiben. Zudem halten wir eine Impfpflicht für verfassungsrechtlich bedenklich.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Lippold