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Gerald Häfner
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Frage von Christoph S. •

Frage an Gerald Häfner von Christoph S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Häfner,

wie stehen Sie und die Grünen zum Thema Biosprit?

Mittlerweile ist bekannt das die CO2 Billanz von Biosprit schlechter ausfällt als die von normalen Kraftstoffen. Zudem werden landwirtschaftliche Flächen der Nahrungsmittelproduktion entzogen, was wiederum Auswirkungen auf die Weltmarktpreise für Lebensmittel hat. Ein weiterer negativer Faktor ist die Abholzung von Wäldern zur Schaffung neuer Anbauflächen für Biospritrohstoffe oder zur Neugewinnung von Nahrungsmittelanbauflächen die aufgrund der Biospritproduktion nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ich persönlich empfinde die Einführung und Forcierung von Biosprit durch die EU und die Bundesregierung als kurzsichtigen Aktionismus. Es schadet der Umwelt, verteuert Lebensmittel & hat negative Auswirkungen auf viele Kraftfahrzeuge. Wie man es auch dreht und wendet, außer den Erzeugern hat niemand etwas davon.

Warum führt man etwas ein, dass langfristig kontroproduktive Auswirkungen hat?

Mit freundlichen Grüßen
C. Schubert

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schubert,

in der Tat hat die Produktion und Nutzung von Agrotreibstoffen viele negative Auswirkungen. Mittlerweile besteht Konsens darüber, dass die Ernährungssicherheit und der Lebensstandard in Entwicklungsländern durch die vermehrte Nutzung besonders beeinträchtigt sind. In der Produktion von Ethanol und Biodiesel kommen vor allem Mais, Weizen, Zuckerrohr, Zuckerüben und Ölsaaten zum Einsatz, die dann nicht mehr als Nahrungsmittel zur Verfügung stehen. Außerdem steigt die Konkurrenz um fruchtbare Flächen.

Selbst wenn die Agrotreibstoffe auf dem deutschen Markt größtenteils aus heimischer Produktion stammen, sind indirekte Folgen zu erwarten. Da der in Deutschland angebaute Raps in weiten Teilen zur Produktion von Biodiesel genutzt wird, muss immer mehr Speiseöl aus dem Ausland importiert werden.

So war in den Jahren 2000-2006 eine Verdopplung der Palmölimporte in die EU zu verzeichnen und eine weitere Verdopplung bis 2012 ist zu erwarten. Vor dem Hintergrund der gravierenden Menschenrechtsverletzungen und der Rodung großer Regenwaldgebiete im Kontext der malaysischen und indonesischen Palmölproduktion sehen wir die Agrospriterzeugung äußerst kritisch.

Viel zu wenig werden die Frage der Nachhaltigkeit und die sozialen Implikationen der Agrosprit-Erzeugung bisher thematisiert. Stattdessen sind Biodiesel und Ethanol subventionsbedingt zu attraktiven Spekulationsobjekten geworden. Die dadurch bedingten Preissteiegerungen wirken sich direkt auf die Lebensmittelpreise in Entwicklungsländern aus.

Daher sprechen sich die Grünen dafür aus, die Beimisch-Quoten von Ethanol zu senken. Aus Grüner Sicht muss angesichts der nicht gewährleisteten weltweiten Ernährungssicherheit die Produktion von Agrotreibstoffen hinter der Produktion von Nahrungsmitteln zurückstehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Gerald Häfner